500.000 Pfund: Britische Datenschützer bestätigen Höchststrafe gegen Facebook

Cambridge Analytica hatte vor Jahren versucht, mit persönlichen Daten von Millionen Facebook-Nutzern Wahlen zu beeinflussen. Dafür wird der Konzern nun belangt.

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Facebook

(Bild: dpa, Silas Stein)

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Von
  • dpa

Die britische Datenschutzbehörde Information Commissioner's Office (ICO) hat die Höchststrafe von 500.000 Pfund (565.000 Euro) gegen Facebook wegen des Datenskandals um Cambridge Analytica bestätigt. Das Netzwerk habe einen "schweren Verstoß" gegen geltendes Recht zugelassen, erklärte das ICO am Donnerstag. Repräsentanten des Konzerns hätte keine hinreichenden Gegenargumente dagegen vorgebracht. Weltweit waren nach Berechnungen des ICO rund 87 Millionen Menschen von dem Datenskandal betroffen.

"Facebook hat es versäumt, die Privatsphäre seiner Nutzer vor, während und nach der rechtswidrigen Verarbeitung dieser Daten ausreichend zu schützen", erklärte die britische Datenschutz-Kommissarin Elizabeth Denham. "Ein Unternehmen dieser Größe und mit dieser Expertise hätte es besser wissen und es besser machen sollen."

Bei dem Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor mehr als vier Jahren Informationen von Facebook-Nutzern unrechtmäßig an die Firma Cambridge Analytica weitergereicht, die später unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump arbeitete. Dabei ging es nicht nur um die Daten der rund 300.000 Umfrage-Teilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. Der Daten-Zugriff für App-Entwickler ließ diesen breiten Einzug von Informationen von 2007 bis 2014 zu. Cambridge Analytica hat inzwischen den Geschäftsbetrieb eingestellt.

Das ICO bemängelte nun, dass Facebook den App-Entwicklern ohne eine rechtliche Basis Zugang zu den Daten gewährt habe. "Zwischen 2007 und 2014 hat Facebook die personenbezogenen Daten von Nutzern unrechtmäßig verarbeitet, indem es Anwendungsentwicklern ohne hinreichend klare und informierte Zustimmung Zugang zu ihren Daten gewährt hat. Der Zugang wurde auch dann ermöglicht, wenn die Nutzer die App nicht heruntergeladen haben, sondern einfach nur mit Personen befreundet waren, die die App hatten."

In Deutschland wurde Facebook wegen des Datenskandals nicht belangt. Anfang Oktober stellte der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar sein Bußgeldverfahren gegen Facebook in dieser Sache ein. Zur britischen Entscheidung erklärte ein Facebook-Sprecher nun, sein Unternehmen prüfe derzeit die Entscheidung des ICO. Bei allem Respekt sei Facebook mit manchen Ergebnissen der Untersuchung nicht einverstanden. Gleichwohl habe man selbst zuvor gesagt, dass Facebook mehr hätten tun sollen, um die Behauptungen über Cambridge Analytica zu untersuchen. (mho)