Second-Hand-Guide: So klappt der Gebrauchtkauf von Kameras und Objektiven

Für Kameras und Objektive hat sich ein florierender Second-Hand-Markt entwickelt. Wir verraten, wann und wo sich der Gebrauchtkauf lohnt und worauf Sie achten sollten.

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Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Andreas Kesberger
Inhaltsverzeichnis

Früher war alles besser. Was für ein Gemeinplatz und dann auch noch grundfalsch. Schließlich ist viel passiert in der Fotografie, seitdem die ersten DSLRs halbwegs bezahlbar wurden. Die Pixel sind mehr geworden, die Stabilisatoren effektiver, die Objektive schärfer. Warum sich also mit ollem Zeug beschäftigen? Vielleicht weil früher auch nicht alles schlechter war.

Gestern noch Spitzenmodell, heute längst ein Schnäppchen: Wenn man mit 30 × 40-cm-Prints zufrieden ist, reichen die 10 Megapixel der Olympus E-3 locker aus.

Noch schöner ist, dass früher schon vieles gut genug war. So viele Quadratmeterschinken passen ja gar nicht an die heimischen vier Wände – da sind Pixelzahlen, die für DIN A2 ausreichen eigentlich mehr als genug. Und weil man weniger Pixel neu kaum noch kaufen kann, machen wir es doch gebraucht. Das Angebot ist riesig, die Preise allemal günstiger. Selbst da wo sie steigen, ist das auf lange Sicht gut für uns, denn dann steigen sie in Zukunft noch mehr.

Das Sammeln früher Meilensteine der Digitalkameraentwicklung kann spannend sein. Fotografieren kann man mit der Olympus E-10 zwar auch noch, aber gut RAW will Weile haben. Eine Minute dauert es schon, bis das Bild gespeichert ist.

Wer auf Schnäppchenjagd ist, für den zählen erst einmal die großen Linien der Digitalkamerageschichte. Die Kameras der 1990er Jahre sind heute wirklich eher etwas für Sammler mit Interesse an genau dieser Geschichte. Erst 2008 erblickten die spiegellosen Systemkameras mit der Panasonic G1 das Licht der Fotowelt. Auch das heute von den meisten Spiegelreflexfotografen zumindest auf dem Stativ hochgeschätzte Liveview hat erst 2006 mit der Olympus E-330 seine Premiere erlebt. Ebenso mussten die Hersteller erst Sauberkeit lernen. Bei frühen Digitalkameras muss man eher selbst den Sensor putzen.

Doch der wichtigste technische Aspekt bei der Einschätzung einer älteren Digitalkamera ist ihr Herzstück: der Sensor. Auch die haben sich entwickelt. In der Rückschau stellt man ganz überrascht fest, wie lange zum Beispiel Nikon noch an der CCD-Technik festgehalten hat. Die Nikon D200 von 2005 war damals gerade im semiprofessionellen Bereich eine beliebte Kamera und für viele Nikon-Freaks überhaupt erst der Grund, um von analog auf digital zu wechseln. Aber im Vergleich zu heute sollte der Griff zum ISO-Regler wesentlich zurückhaltender erfolgen. Wer das weiß, bekommt bei Ebay für 90 bis 180 Euro eine wertige Kamera.

Victors Würfel, die Hasselblad 500, war schon auf dem Mond. Aber man muss sie gar nicht dort hinschießen, sie funktioniert nach wie vor auch auf der Erde gut.

Für Digitalkameras ist der Gebrauchtmarkt eine schöne Alternative, für die Freunde der Analogfotografie ist er eine dringende Notwendigkeit. Beim Händler ist man für rund 150 Euro dabei und auf dem Flohmarkt oder bei Ebay sind auch zweistellige Beträge gängig. Falls das gute Flohmarktstück dann doch nicht hält was es verspricht, lohnt eine Reparatur meist nicht, der zweite Kaufversuch ist da schon billiger.

Aber Achtung: Analoge Kameras zu kaufen ergibt keinen Sinn, wenn man keine Filme mehr dafür findet. Wer da Angst hat, weil sein örtlicher Fotohändler den Kühlschrank längst geleert hat, den kann man beruhigen. Es gibt sie noch, die schönen Rollen. Und zwar durchaus in den meisten bekannten Ausprägungen. Gut, Diafilme über 200 ASA sind vom Markt verschwunden, nicht jede liebgewonnene Sorte hat überlebt, aber die Grundversorgung ist noch voll und ganz gegeben, Schwarzweiß und Farbe, Negativ und Dia, Kleinbild und Rollfilm. Wenn es vor Ort da eher trübe aussieht, helfen auf dem flachen Land die bekannten Versender. Und während Fujifilm außerhalb des Sofortbildbereichs durchaus mit Rückgängen zu kämpfen hat, legt Kodak nun längst eingestellte Sorten wie den T-Max 3200 wieder auf und immer mehr Nischenanbieter wie CineStill und Revolog erweitern den Markt ständig. Selbst Ferrania hat mittlerweile mit Vorserienmodellen die Produktion wieder aufgebaut und für Adox wird gerade in Bad Sarrow bei Berlin eine völlig neue Produktionsstätte in den märkischen Sand gesetzt. Analog lebt.

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