Geschäftszahlen: So geht es den Kameraherstellern

Aufwärts für Nikon, abwärts für Olympus: Gegen Ende des Jahres veröffentlichen die Kamerabauer Zahlen und Prognosen. Der Fotomarkt steht weiter unter Druck.

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Fotografen

(Bild: dpa, Boris Roessler)

Lesezeit: 7 Min.
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Das Jahr geht zu Ende und die meisten Kamerahersteller geben Quartalszahlen und Prognosen für das laufende Geschäftsjahr heraus. Grund zum Jubel dürften die wenigsten haben. Manche zeigen sich dennoch sehr selbstbewusst.

Sony dürfte zufrieden damit sein, wie sich seine Imaging Sparte 2018 entwickelt. Für das laufende Finanzjahr, das im März 2019 endet, rechnet Sony für diesen Bereich insgesamt mit einem operativen Gewinn von 81 Milliarden Yen (630 Millionen Euro). Im Finanzjahr 2017 kamen hier noch knapp 75 Milliarden (583 Millionen Euro) Yen zusammen.

Sony erklärt die Zahlen mit einem verbesserten Angebotsmix aus Video- und Fotokameras, der den Markttrend hin zu hochwertigeren Produkten abbilde. Wechselkursentwicklungen sieht der Hersteller ebenso positiv. So hat Sony im zweiten Quartal 2018 mit weniger Kameras mehr Geld verdient als im gleichen Quartal 2017. Insgesamt will Sony im laufenden Geschäftsjahr 3,8 Millionen Digitalkameras verkaufen.

Auch Nikon vermeldet, dass man Profitrückgänge mit dem Fokus auf hochwertige Kameramodelle kompensieren konnte. Allerdings drücken die Investitionen in die neuen spiegellosen Systemkameras und Objektive der Nikon-Z-Serie das Ergebnis. Auch jährliche Umstrukturierungskosten von 1 Milliarde Yen (ca. 8 Millionen Euro) gibt der Hersteller an.

Nikons spiegeloses System mit Z-Bajonett (10 Bilder)

Die Z7 ist das Hi-Res-Modell der neuen spiegellosen Z-Familie von Nikon mit Vollformatsensor. Sie bietet eine Auflösung von 45,7 Megapixeln.
(Bild: Nikon)

Dennoch lesen sich die Zahlen nicht schlecht. Für das im März 2019 endende Geschäftsjahr geht Nikon für seine Imaging Sparte von einem operativen Gewinn von 31 Milliarden Yen (240 Mio. Euro) aus. Das vorangegangene Geschäftsjahr endete hier mit 30,2 Milliarden Yen. Dabei rechnet auch Nikon damit, im laufenden Geschäftsjahr weniger Geräte zu verkaufen. 2,25 Millionen Kameras mit Wechselobjektiven will der Hersteller an Mann und Frau bringen, im Vorjahr waren es noch insgesamt 2,62 Millionen Stück. Dazu sollen noch einmal 1,7 Millionen Kompaktkameras sowie 3,35 Millionen Objektive kommen.

Weniger Stückzahlen, mehr Einnahmen: Diese Rechnung ist nicht für alle Hersteller aufgegangen. Canons Zahlen für das dritte Quartal 2018 stimmen weniger optimistisch. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist der operative Gewinn um 45 Prozent zurückgegangen und liegt nun bei 21 Milliarden Yen (ca. 160 Mio. Euro). Insgesamt rechnet der Hersteller für das laufende Geschäftsjahr in seiner Imaging Sparte mit einem operativen Gewinn von knapp 128 Milliarden Yen (990 Mio. Euro). 2017 beendet er hier mit 176 Milliarden Yen. Damit muss er einen Rückgang von 27,5 Prozent verschmerzen.

Mit der spiegellosen Vollformatkamera EOS R sieht sich Canon für die Zukunft gut aufgestellt.

(Bild: Canon)

Insgesamt rechnet Canon des Weiteren damit, im laufenden Geschäftsjahr nur noch 5,1 Millionen Kameras mit Wechselobjektiven zu verkaufen, im Vorjahr waren es noch 5,5 Millionen Stück. Der Hersteller begründet das mit einem veränderten Kaufverhalten. So würden sich ambitionierte Amateurfotografen mittlerweile für spiegellose Systemkameras entscheiden, die andere Hersteller erfolgreich im Markt platziert hätten. Auch die Einsteiger-Spiegelreflexkameras schwächelten.

Dennoch gibt sich Canon siegessicher. So habe man seine Marktführerposition halten können und biete nun mit der spiegellosen Vollformatkamera EOS-R ein verbessertes Angebot für ambitionierte Amateure.

Dick im Geschäft: Fujifilm profitiert von der starken Nachfrage nach Sofortbildkameras. Seine instax-Modelle vermarktet der Hersteller mittlerweile auch mit großen Namen aus der Musikbranche wie Taylor Swift. Allein über soziale Netzwerke wie Instagram erreicht sie etwa 113 Millionen Menschen.

(Bild: Fujifilm)

Fujifilms Imaging Sparte läuft analog besonders gut. Der Hersteller verweist auf sein breites Angebot an Sofortbildkameras der instax-Serie, die sich stark verkaufe. Auch die Absätze der spiegellosen Systemkameras und Objektive blieben stabil. Dennoch sank der operative Gewinn laut Fujifilm aufgrund von Werbe- und anderen verkaufsfördernden Maßnahmen sowie durch Forschungs- und Entwicklungskosten. Knapp 22 Milliarden Yen (ca. 170 Mio. Euro) gibt der Hersteller als operativen Gewinn für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres an.

Olympus kann für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres nur einen Verlust für seine Imaging Sparte von 9 Milliarden Yen (ca. 70 Mio. Euro) vermelden. Der Hersteller erklärt das mit einer verschärften Konkurrenzsituation am Markt sowie mit der Reorganisation des Produktionssystems. Damit hätte man nur eingeschränkt Ware ausliefern können. Insgesamt wird die Imaging Sparte des Herstellers im laufenden Geschäftsjahr einen Verlust von 13 Milliarden Yen (ca. 100 Mio. Euro) hinnehmen müssen, so die Prognose.

Die Konkurrenzsituation am Fotomarkt unter der (nicht nur) Olympus leidet, könnte sich im nächsten Jahr weiter verschärfen.

Im Photokina-Jahr 2018 brachte Olympus lediglich die Einsteiger-Systemkamera E-PL9 auf den Markt. Sie gehört zum Micro-Four-Thirds-System, das Olympus gemeinsam mit Panasonic federführend entwickelt.

(Bild: Olympus)

So hat sich beispielsweise Panasonic mit Leica und Sigma zur L-Mount-Alliance zusammengeschlossen, die ein spiegelloses System rund um das Leica-L-Bajonett vorantreiben will. In dessen Zentrum stehen Vollformatkameras wie die Leica SL und künftig die Panasonic Lumix-S-Modelle. Bisher engagierte sich Panasonic gemeinsam mit Olympus ausschließlich im Micro-Four-Thirds-Kosmos (MFT). In Zukunft wird der Hersteller seine Ressourcen aufteilen müssen. Auf der Photokina beteuerte Panasonic allerdings eindringlich, dass man die MFT-Familie (Lumix-G) natürlich parallel zur neuen Vollformat-Serie (Lumix-S) pflegen wolle.

Die Vorbilder am Markt stimmen da zumindest etwas skeptisch. Auch Sony pflegte lange zwei Bajonette: A-Mount und E-Mount existierten nebeneinander. Zur Photokina 2018 setzte der Hersteller dann ein Signal und erwähnte in der Vorstellung seines Zukunftskonzeptes den A-Mount mit keinem Wort. Es scheint besiegelt: Der E-Mount mit den spiegellosen Vollformatkameras der A7- und A9-Serie hat sich durchgesetzt und das Bruderbajonett verdrängt.

Neben Panasonic stehen auch andere Hersteller erst am Anfang einer solchen Entwicklung. Nikon und Canon haben für ihre spiegellosen Vollformatkameras Nikon-Z und EOS R ebenfalls neue Bajonette ins Leben gerufen. Canon bringt es damit nun auf drei unterschiedliche Kamerafamilien (EOS mit EF-(S)-Bajonett, EOS-M, EOS-R) mit drei verschiedenen Anschlüssen in einem Haus. Auch angesichts der schrumpfenden Erlöse der Imaging Sparte ist es unwahrscheinlich, dass der Hersteller volle Kraft in alle drei Familien stecken wird. Dass er sein spiegelloses System um die EOS-M-Kameras seit 2012 ebenfalls nur sehr zaghaft weiterentwickelt hat, ist nur ein weiteres schlechtes Omen.

➤ Mehr zum Thema: Erste Bilder mit der Canon EOS R

Nikon hat sein erstes spiegelloses System um die Nikon-1-Kameras bereits wieder eingestampft und versucht es mit den Nikon-Z-Modellen und Vollformatsensor nun erneut. Tatsächlich gibt sich der Hersteller kämpferisch und erklärt im Interview mit dpreview, dass man bald die Nummer Eins bei den spiegellosen Systemkameras werden wolle. Die Verkäufe von Z6 und Z7 seien sehr robust, was selbstbewusst stimme. Beeinträchtigungen für seine Spiegelreflexkameras sieht der Hersteller noch nicht.

➤ Mehr zum Thema: Erste Bilder mir der Nikon Z7

Aber: Schon jetzt liege der Marktanteil der Spiegellosen bei etwa 40 Prozent. Nikon rechnet damit, dass sie die Spiegelreflexkameras in 2020 überholen werden. Spätestens dann ist es Zeit für eine neue Bestandsaufnahme.

(ssi)