Bericht: Verdächtige setzt beschlagnahmtes iPhone per iCloud zurück

Eine US-Amerikanerin soll ihr von New Yorker Polizisten einkassiertes Smartphone aus der Ferne gelöscht haben. Das iPhone X gilt nun als wertlos.

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iCloud

(Bild: dpa, Armin Weigel)

Lesezeit: 3 Min.

Apples iCloud bietet seit Jahren eine Funktion, mit der man ein vorab entsprechend eingerichtetes Smartphone mit wenigen Klicks komplett zurücksetzen kann – etwa im Falle eines Diebstahls, um private Daten zu schützen. Im US-Bundesstaat New York wurde die Technik nun angeblich in einem besonderen Fall verwendet: Zur Eliminierung von Beweisdaten.

Das zumindest behauptet die örtliche Polizeibehörde in der 66.000-Einwohner-Stadt Schenectady, die nördlich von New York City und nahe der Staatenhauptstadt Albany liegt. Laut Unterlagen des Gerichts, die der Lokalzeitung Daily Gazette vorliegen wird die 24jährige Juelle G. bezichtigt, ein Fahrzeug gesteuert zu haben, das an einem Drive-by-Shooting beteiligt war. Sie wurde gefasst und ihr iPhone X beschlagnahmt.

Laut Gerichtsunterlagen leitete G. daraufhin einen "Remote Wipe" ihres Gerätes über den Apple-Dienst iCloud ein. Warum die Polizisten das Gerät nicht vor einem selbigen schützen, indem sie es beispielsweise in einem Behältnis aufhoben, das Funkwellen unterbindet, ist unklar. Der Anwalt von G., Daniel Smalls, wies den Vorwurf der Beweismanipulation gegenüber der Daily Gazette zurück. Die Verdächtige habe das Telefon, das für die Polizei nun nutzlos zu sein scheint, nicht gelöscht. "Unsere Position ist, dass meine Mandantin auf nichts aus der Ferne zugegriffen und auch nichts aus der Ferne gelöscht hat."

G. wisse gar nicht, wie man so etwas tun könne, sie sei keine Computerexpertin. Apple macht es Usern allerdings sehr leicht, die Fernlöschung zu starten: Sie müssen sich auf iCloud.com im Browser begeben, sich einloggen, das Gerät unter "Mein iPhone finden" auswählen und können den Remote Wipe mit wenigen Klicks durchführen. Damit das funktioniert, muss die iOS-Hardware zuvor für "Mein iPhone finden" freigeschaltet sein, was Apple allerdings mittlerweile standardmäßig anbietet, da das Feature als Diebstahlabwehrmaßnahme sehr sinnvoll ist.

Laut der Gerichtsunterlagen hat G. ihr iPhone X gut einen Tag nach dem Schusswechsel gelöscht. Sie war nach der Tat auf freien Fuß gelangt. Am 2. November wurde sie jedoch wieder verhaftet. Ihr werden drei Taten vorgeworfen: Beweismanipulation in zwei Fällen sowie Behinderung von Ermittlungen in einem Fall. Nur die Beweismanipulation soll das iPhone X betreffen, die Ermittlungen soll G. am Tag der Tat behindert haben. Ob die Polizei in Schenectady über Technik wie faradaysche Behältnisse verfügt, um zu verhindern, dass einkassierte Smartphones aus der Ferne angesprochen werden können, ist unbekannt. Die Behörde antwortete auf eine entsprechende Frage der Daily Gazette zunächst nicht. (bsc)