Kostenloser Amazon-Kredit in Spanien

Das spanische Fintech Fintonic bietet in Zukunft gemeinsam mit Amazon.es einen zinslosen Konsumentenkredit an. Die Abwicklung übernimmt das Fintech.

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Amazon

(Bild: Fintonic)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Markus Montz

Das spanische Fintech Fintonic und die spanische Dependance von Amazon bieten Käufern ab dem 19. November gemeinsam einen kostenlosen Konsumentenkredit zwischen 200 und 1000 Euro an. Anders als bei dem Kreditservice, den Amazon 2015 in Großbritannien eingeführt und 2017 eingestellt hatte, erfolgen Kreditantrag und Rückzahlung vollständig über Fintonic. Kunden laden über die Fintonic-App eine Amazon-Geschenkkarte auf, über die sie anschließend zehn Jahre frei verfügen können. Zahlt der Kunde den Kredit binnen vier Monaten zurück, muss er keine Zinsen bezahlen, schreibt Fintonic in einem Blogbeitrag.

Fintonic nutzt für den Service seinen Bankaggregator für Mobilgeräte. Dieser beinhaltet bereits einen Kreditvergleich mit angeschlossener Vermittlung. Ganz nahtlos funktioniert die Kreditvergabe allerdings nicht: Interessenten müssen zunächst die App installieren, dort den Kredit beantragen und damit direkt eine Amazon-Geschenkkarte erwerben. Diese setzen sie dann bei Käufen auf Amazon ein.

Die Kreditzusage von Fintonic soll innerhalb von drei Minuten vorliegen – zur Bonitätsprüfung nutzt der Dienst dazu seinen eigenen Auskunftservice "FinScore", der mit Hilfe von 160 Datenpunkten errechnet, ob der Antragssteller kreditwürdig ist. Mitgründerin und Geschäftsführerin Lupina Iturriaga zufolge eröffne die Arbeitsteilung "neue Wege für die Zusammenarbeit zwischen der Fintech-Branche und Onlinehändlern" und verschaffe "Nutzern neue Möglichkeiten, zu günstigen Konditionen online einzukaufen".

Marktbeobachter vermuten bereits seit längerer Zeit, dass Amazon sich auch in Europa stärker im Finanzbereich engagieren will. Durch Kooperationen mit zugelassenen Dienstleistern könnte der Konzern der engen Kontrolle durch die Finanzaufsicht aber zunächst entgehen. Mit der Amazon-Visa-Card etwa hat der Händler in Deutschland bereits ein Finanzprodukt für seine Käuferschaft im Angebot, zudem genießen Prime-Kunden für die Visa-Card bereits seit Oktober bessere Konditionen. Bei Teilzahlung müssen sie jedoch nach wie vor hohe Zinsen berappen. Möglicherweise will Amazon daher über die Geschäftspartnerschaft mit Fintonic einen Testlauf für ähnliche Finanzierungsmodelle auch in anderen EU-Staaten unternehmen.

Neu ist zudem, dass Amazon mit einem Unternehmen aus der Start-up-Szene zusammenarbeitet. Bei seinem 2015 in Großbritannien gestarteten und 2017 wieder eingestellten Kreditservice "Pay Monthly" hatte der Konzern noch auf die UK-Tochter des japanischen Finanzinstituts Hitachi Capital gesetzt; bei den Amazon-Kreditkarten kooperiert er derzeit mit etablierten Banken – in Deutschland beispielsweise mit der Landesbank Berlin, in Großbritannien unter anderem mit der Royal Bank of Scotland.

Im Payment-Bereich ist Amazon mit dem Zahlungsdienst Amazon Pay für dritte Händler bereits seit 2007 aktiv. Auch hier könnten zukünftig neue Angebote andocken. (mon)