Pro & Contra: USB-C statt Lightning?

Apple hat bei den neuen iPad Pros die Lightning-Buchse durch USB-C ersetzt – andere iOS-Geräte werden vermutlich folgen. Ist das der richtige Schritt?

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Artikel aus Mac & i Heft 6/2018, S. 7

Ein Anschluss für alles ist eine gute Idee, findet Holger Zelder.

Endlich verabschiedet sich Apple beim iPad Pro von der Insellösung Lightning. Das ist 
nur konsequent: Seit 2018 haben alle neuen Mac-Modelle USB-C-Ports. Würde Apple auch sein komplettes iOS-Gerätesortiment damit ausstatten, brächte das uns Anwendern echte Vorteile.

Weil immer mehr Hersteller auf den Industriestandard USB-C setzen, kann man zum Beispiel Kameras
 oder Monitore über die gleiche Strippe mit iPad und Mac verbinden. So schrumpft der Kabelsalat auf dem Schreibtisch merklich. Außerdem verbessert sich die Kompatibilität: Vergesse ich mein Ladekabel daheim, ernte ich künftig kein Schulterzucken von Kollegen aus dem Android-Lager mehr, sondern verwende einfach 
deren. Mit einer einzigen Strippe tanken all meine
 Geräte Strom: Vom iPad Pro über Drahtlos-Kopfhörer bis hin zum MacBook Pro.

Für Zubehör ohne
 USB-C gibt es reichlich Adapter, für die ich keine Unsummen bezahlen muss. Da ein teurer Lizenzierungsprozess wegfällt, sind die USB-C-Wandler 
deutlich günstiger als solche mit Lightning. Und
 vieles, was ich mir schon für den Mac gekauft
 habe, kann ich problemlos weiternutzen. Ein günstiger Adapter verhilft meinem iPad Pro sogar zu
 einer Ethernet-Buchse, sofern ich sie mal brauche.


Ginge es nach mir, würden ab sofort alle Apple-
Geräte auf USB-C setzen. Doch ausgerechnet im
 wichtigsten Produkt, dem iPhone, steckt weiterhin
 die veraltete, proprietäre Schnittstelle. Ohne einen Adapter oder ein teures Spezialkabel kann man es nicht mit einem neuen MacBook Pro verbinden,
 geschweige denn die mitgelieferten Lightning-EarPods in den Mac stöpseln. Sicher, die Lightning-Schnittstelle bot Vorzüge gegenüber Micro-USB oder dem älteren Dock-Connector, etwa den verdrehsicheren Anschluss und mehr Bandbreite.

All das beherrscht USB-C aber auch, nur besser. So unterstützt USB-C größere Datenraten und lässt auch höhere Ladeströme zu, als sie mit Lightning jemals möglich wären. Es wird Zeit, dass Apple so schnell wie möglich sein komplettes Portfolio auf USB-C umstellt und die Lightning-Ära beendet. (hze)

Immo Junghärtchen wäre mit dem bewährten Lightning-Anschluss glücklicher.

Dock-Anschluss, ick hör’ dir trapsen: Wieder soll ich eine Handvoll nützlicher iPhone-Zubehörartikel in die Schublade verbannen. Doch halt! Aktuelle iPhones nutzen ja weiterhin Lightning, und diesmal bietet Apple keinen Adapter an, um das alte Zubehör mit den neuen Geräten zu vermählen. Also kommt ein weiteres Ladekabel mit in die Reisetasche – plus Netzteil: Die iPad-Pro-Strippe weist USB-C-Anschlüsse an beiden Enden auf. Das ganze Dongle-Gedengel fordert nicht nur Platz im Reisegepäck, sondern kostet auch ein kleines Vermögen.

Vor allem: Durchgesetzt hat sich der neue Anschluss noch lange nicht. Günstigere Optionen von Drittanbietern sind ein Glücksspiel (siehe Mac & i Heft 6/2018, Seite 38). Denn USB-C ist nur vermeintlich ein Standard. Welche Daten über den Einheitsstecker laufen, ob hier Thunderbolt 3 fließt oder USB 2 kriecht, ob beim Monitor 4K60 oder HD-Auflösung ankommt, ob iPads und MacBooks schnell oder langsam laden, weiß ich erst nach dem Ausprobieren.

Anders als bei Lightning gibt es kein „Made for iPad“-Logo, das mir versichert, dass Zubehör mit meinem neuen Tablet harmoniert. Vielleicht funktioniert ein Dock, Kabel oder Netzteil – vielleicht auch nicht. Schmort mein wertvolles iPad Pro durch? Fängt es sich eine Bad-USB-Attacke ein? Man weiß es nicht. Und wofür das alles? Ich könnte ein 4K-Display am iPad Pro anschließen, das ich auch weiterhin nicht mit der Maus bedienen kann. USB-Sticks und Festplatten bleiben beim iPad Pro außen vor, Datensicherungen oder schnelle Dateiübertragungen verbietet das Betriebssystem.

Selbst Fotos, die ich gnädigerweise von einer SD-Karte übertragen darf, importiert zunächst die iOS-Bildersammlung, bevor ich sie bearbeiten kann. Vielleicht muss Lightning schneller werden, doch das könnte mit denselben Steckern abwärtskompatibel gelingen. Dann hätten iPhones und iPads einen zuverlässigen, vertrauenswürdigen Stecker – wie schon seit sechs Jahren. (imj)

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