Autonom zur Übelkeit

Eine TR-Autorin ist in computergesteuerten Fahrzeugen mitgefahren, damit Sie es nicht tun müssen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Autonom zur Übelkeit

(Bild: Keolis)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rachel Metz

Die letzte CES im vergangenen Frühjahr glich in vielerlei Hinsicht eher einer Autoshow als einer Messe für Unterhaltungselektronik. Es gab jede Menge Ankündigungen und Vorführungen von autonomen Fahrzeugen. Also habe ich so viele Testtouren wie möglich organisiert. Das Ergebnis: Oft Langeweile – was in diesem Fall eine gute Sache ist –, aber leider versehen mit einer Prise Übelkeit und einem Schuss Ungeduld.

Die stärkste Übelkeit: Keolis

Ein paar Meilen von der Innenstadt entfernt fährt seit November ein autonomes Shuttle mit acht Passagieren in einer etwa 800 Meter langen Schleife um die Fremont Street herum. Hinter diesem Test stehen das Nahverkehrsunternehmen Keolis, der französische Autohersteller Navya und die Stadt Las Vegas.

Das Shuttle hat ein nettes Design. Es gibt kein Vorn und Hinten, sondern zwei gegenüberliegende Bänke mit je vier Sitzplätzen. Der Operator steht an der Seite und hat weder Lenkrad noch Pedale, sondern nur einen Touchscreen und einen Gaming-Joystick.

Doch der coole Look konnte nicht überdecken, wie übel mir in dem Shuttle wurde. Oft stoppte es kurz an, obwohl der Weg frei war. Unser Operator erklärte, dass die Lidarsensoren wahrscheinlich auf eine Reihe oranger Verkehrskegel reagierten, die offensichtlich aufgestellt wurden, um die Route zu markieren. Vorsicht ist großartig, aber dieses ruckartige Stop-and-go hat mich fast zum Spucken gebracht.

Am normalsten: Lyft

Fast könnte man die Tour in einem autonomen BMW 540i für eine normale Fahrt mit einem guten, defensiven Fahrer halten. Der Wagen ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen dem Fahrdienstleister Lyft (siehe TR 2/2016, S. 38) und dem Hersteller Aptiv. Beim Spurwechsel verhielt er sich angemessen aggressiv, bremste aber auch sanft und ruckfrei vor Zebrastreifen, um Fußgängern den Vortritt zu lassen.

Ich mochte auch die Klarheit, mit der mir das Auto zu verstehen gab, was während der Fahrt gerade passierte. Ein Touchscreen-Display zeigte auf einer einfachen Karte, wo wir hinfuhren. Und nachdem uns ein menschlicher Fahrer aus dem Parkhaus chauffiert und der Computer die Kontrolle übernommen hatte, flötete eine Frauenstimme "Autonomes Fahren!" Solche kleinen Dinge tragen dazu bei, dass die Passagiere sich wohlfühlen.

Am vorsichtigsten: Baidu

Kurz vor der CES reiste ich ins kalifornische Sunnyvale, um eine nächtliche Tour in Baidus selbstfahrendem Auto zu unternehmen – einem Lincoln MKZ Hybrid, auf dem die neueste Version der Open-Source-Software Apollo lief. Der Wagen beschleunigte vorsichtig, als die Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 auf 56 Kilometer pro Stunde anstieg, und verzögerte sehr sacht, als wir uns Stoppschildern und Ampeln näherten.

Sein aufregendstes Fahrmanöver war es, beim Abbiegen so weit auszuholen, dass ich Angst hatte, auf der Mittelinsel zu landen. Der Lincoln bekam dann aber doch noch die Kurve. Allerdings waren wir auch nur auf ruhigen und relativ hindernisarmen Straßen unterwegs. Ich frage mich, wie er in dichterem und aggressiverem Verkehr zurechtkommen würde.

Produkte: Autonome Fahrzeuge
Anbieter: Keolis, Lyft, Baidu
Preis: kostenlos im Testbetrieb

(bsc)