Vor Europawahl: Deutsche fürchten Cyberangriffe und Falschinformationen

Eine Mehrheit der Europäer sorgt sich vor Cyberangriffen auf Wahlen sowie Manipulationsversuchen. Im Netz wünschen sie sich mehr Transparenz.

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Vor Europawahl: Deutsche fürchten Cyberangriffe und Falschinformationen

(Bild: moritz320)

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Mehr als die Hälfte der Deutschen fürchtet in Bezug auf Wahlen in Europa die Gefahr von Manipulationen durch Cyberangriffe. In einer am Montag veröffentlichten Studie der EU-Kommission äußerten sich rund 56 Prozent der deutschen Befragten in diesem Sinne, etwas weniger als der EU-weite Schnitt von 61 Prozent. Gleichzeitig haben aber auch vier von zehn Deutschen gar keine Sorge vor derartigen Einflussnahmeversuchen.

Auch eine mögliche Einflussnahme aus dem Ausland auf Wahlen in Europa schürt bei 51 Prozent der im Eurobarometer befragten Deutschen Sorge, 45 Prozent teilen diese Sorge gar nicht. 36 Prozent der Deutschen sind besorgt über eine mögliche Manipulation von Wahlergebnissen selbst, weniger sind es in keinem anderen EU-Staat. Rund 72 Prozent glauben weiterhin, dass Falsch- und Desinformationen im Internet und speziell in sozialen Netzwerken ein Problem vor Wahlen sind. Gut zwei Drittel nehmen auch an, dass persönliche Daten im Netz dazu genutzt werden könnten, dass personalisierte Wahlwerbung angezeigt wird.

Am weitesten verbreitet ist die Sorge vor möglichen Wahlmanipulationen durch Cyberangriffe demnach in den ganz unterschiedlichen Staaten Spanien (74 Prozent), Großbritannien (67 Prozent) und Rumänien (66 Prozent), die wenigsten Sorgen machen sich Slowaken (45 Prozent) und die besonders IT-affinen Esten (44 Prozent). Bezüglich der Sorge vor versuchter Einflussnahme durch ausländische Akteure und kriminelle Gruppen bilden ausgerechnet die Nachbarländer Lettland (69 Prozent) und Estland (35 Prozent) die beiden Extreme. Im EU-Schnitt teilen aber ganze 59 Prozent der Menschen diese Sorge, in Deutschland sind es 51 Prozent.

Während die Besorgnis über Manipulationen der finalen Wahlergebnisse in Deutschland gering ist, sieht das europaweit anders aus. Eine Mehrheit der Europäer (56 Prozent) teilt sie, besonders stark zeigt sich das in Lettland (75 Prozent), Spanien (74 Prozent) und Litauen sowie Bulgarien (je 72 Prozent). Ähnlich groß wie in Deutschland ist das Vertrauen dagegen in den Niederlanden (62 Prozent sind gar nicht besorgt), Finnland (59 Prozent) und Schweden (60 Prozent). In Spanien, Griechenland (je 84 Prozent) und Irland (81 Prozent) ist die Sorge vor Falschinformationen im Netz besonders verbreitet, Portugal (57 Prozent) und Estland (56 Prozent) bilden den Gegenpol, aber auch hier teilt mehr als die Hälfte der Bevölkerung diese Sorge.

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Eine große Mehrheit in allen EU-Staaten befürwortet außerdem mehr Transparenz in Bezug auf soziale Netzwerke und dort geschaltete Onlinewerbung. Die Werbung selbst und wer die bezahlt hat, solle offengelegt werden, finden 81 Prozent der EU-Bürger, in Deutschland teilen 87 Prozent der Befragten diese Auffassung. 74 Prozent sprechen sich außerdem dafür aus, dass für soziale Netzwerke die gleichen Schweigeregeln unmittelbar vor dem Wahltag gelten sollen, wie sie auch für andere Medien gelten.

Für die Umfrage wurden zwischen dem 8. und dem 26. September EU-weit 26.582 Interviews von Angesicht zu Angesicht geführt. In Deutschland wurden zwischen dem 10. und dem 23. September 1507 Interviews von Angesicht zu Angesicht geführt. (mho)