Assistenten fordern zu viel Aufmerksamkeit

Telefonieren im Auto lenkt stark ab – auch mit Freisprechanlage. Noch schlimmer sind aber die Infotainment-Systeme der Autohersteller.

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Eigentlich sollte moderne Elektronik die Autofahrer entlasten. Doch tatsächlich macht sie ihnen das Leben oft genug noch schwerer. Die AAA Foundation for Traffic Safety hat einen Test entwickelt, der die mentale Ablenkung während der Fahrt empirisch ermittelt. Ungestörtes Fahren entspricht dabei definitionsgemäß einem Wert von 1, komplette geistige Beanspruchung etwa durch Rechenaufgaben dem Wert 5.

Laut einer Studie von 2013 kamen etwa Hörbücher auf 1,75 Punkte, Gespräche mit dem Beifahrer auf 2,33. Bemerkenswert: Ob man mit (2,27) oder ohne Freisprechanlage (2,45) telefoniert, macht kaum einen Unterschied. Digitale Assistenten sind ebenfalls veritable Aufmerksamkeitssenken: Siri kam auf 3,7 Punkte, der Google-Assistent auf 3,3.

Noch übler sind die eingebauten Infotainment-Systeme der Autohersteller: Auf sage und schreibe 4,57 Punkte brachte es 2015 beispielsweise der Mazda 6. Mit anderen Worten: Wer dieses System während der Fahrt bedient, hat kaum noch geistige Kapazitäten für irgendetwas anderes.

Dass es auch anders geht, zeigt eine aktuellere Studie vom Juni 2018. Dabei kamen sowohl Android Auto als auch Apple Car Play auf bessere Ergebnisse als die Systeme der Hersteller. Am größten waren die Unterschiede bei Telefonanrufen und beim Wählen einer Audioquelle.

Einerseits ist das wenig überraschend, schließlich zählen Telefonieren und Musikhören eher zu den Kernkompetenzen von Apple und Google als zu denen der Autohersteller. Andererseits ist es trotzdem erstaunlich, dass deren jahrzehntelange Erfahrung mit Ergonomie offenbar so wirkungslos verpufft, sobald die Aufgaben etwas komplexer werden als das Setzen eines Blinkers.

(grh)