Klimawandel kontra Produktivität

In der amerikanischen Wirtschaft drohen Milliardenverluste, weil Farmarbeiter aufgrund der Temperaturerhöhung nicht mehr so intensiv arbeiten können.

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Klimawandel kontra Produktivität

(Bild: "Willie and dog" / Darron Birgenheier / cc-by-sa-2.0)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • James Temple
Inhaltsverzeichnis

Wenn es aufgrund des Klimawandels wärmer wird, könnte dies enorme Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität haben. Davon geht zumindest das National Climate Assessment (NCA) des US Global Change Research Program aus.

Allein in den Vereinigten Staaten von Amerika könnten die damit einhergehenden Verluste bis zum Jahr 2090 fast 221 Milliarden US-Dollar jährlich betragen. Damit wäre dies die größte Kategorie möglicher ökonomischer Schäden durch die Klimaveränderung.

Je stärker die Temperatur steigt, desto langsamer werden übliche Arbeiten verrichtet und auch die kognitive Leistungsfähigkeit sinkt. Besonders dramatisch wird dieser Produktivitätsrückgang bei einer Umgebungswärme von 28 Grad Celsius, so Reed Walker, Wirtschaftswissenschaftler an der University of California in Berkeley, der sich auf Klimathemen spezialisiert hat.

Forscher erkennen schon seit langem an, dass extreme Temperaturen die Produktivität reduzieren, das lebenslange Verdienstpotenzial reduzieren, die ökonomischen Unterschiede zwischen Arm und Reich erhöhen, zu mir Gewalt führen können und zudem die Zahl von Selbstmorden erhöhen – und die allgemeine Sterblichkeit an sich.

Die neue Untersuchung betrachtet erstmals das Potenzial verlorener Produktivität auf die gesamte US-Wirtschaft bezogen und für die kommenden Jahrzehnte, wie Brian O'Neill, Forschungsdirektor des Pardee Center for International Futures an der University of Denver erläutert, der Co-Autor der Studie ist.

Höhere Temperaturen sorgen demnach dafür, dass Arbeitnehmer Arbeitszeiten, Arbeitsort, Arbeitsgeschwindigkeit und Arbeitsart verändern, um diese zu kompensieren. All das führt zu weniger Produktivität und Bezahlung.

Der Effekt ist besonders stark im Bereich manueller Tätigkeiten im Freien festzustellen – und hier sind insbesondere Landwirtschaft und Bauwesen betroffen. Aber selbst Menschen in mit Klimaanlage ausgestatteten Fabriken und Büros leiden, wie Ökonom Walker sagt. In den Vereinigten Staaten fällt etwa die Autoproduktion um durchschnittlich acht Prozent in jenen Wochen, in denen an sechs oder mehr Tagen Temperaturen über 32 Grad herrschen. Das wurde bereits 2012 erforscht.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Unternehmen die negativen Effekte handhaben können. Dazu gehört die Installation besagter Klimaanlagen, Veränderungen bei den Arbeitsstunden und das Verlagern größerer Anteile von Vorproduktionsschritten in Werkhallen hinein.

Die entsprechenden Kosten wurden beim National Climate Assessment allerdings nicht einbezogen, so Studien-Co-Autor O'Neill. Die meisten dieser Schritte stellten aber Kostenblöcke da, die viele Firmen vermeiden wollten oder sich schlicht nicht leisten könnten.

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: Laut NCA könnten die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeitsproduktivität um bis zu 60 Prozent reduziert werden, sollte der Klimagasausstoß sich signifikant verringern.

(bsc)