Kalendertürchen

Luca di Montezemolo - Adel verpflichtet

Luca di Montezemolo machte Ferrari zwei Mal weltberühmt. In den 1970ern und den 1990ern auf unterschiedliche Art, in beiden Fällen mit beeindruckenden Resultaten. Jetzt liberalisiert er den europäischen Zugverkehr. nicht ganz ohne eigenes Interesse

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
6 Bilder
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn

Merken Sie sich diesen Namen, Sie werden ihn in Zukunft wieder öfter hören: Luca di Montezemolo. Dieser Name wird in den Medien deswegen bald wieder eine Renaissance erleben, weil ab 2020 der europäische Bahnverkehr liberalisiert werden muss. Damit soll das staatliche Monopol im Schienenverkehr in vielen Ländern fallen. In Italien ist das seit 2012 der Fall. Wegen Montezemolo.

Billigzüge

Der hatte 2006 die Firma Nuovo Trasporto Viaggiotori (NTV) gegründet – eine private Eisenbahngesellschaft. Für sie ließ er den französischen Hochgeschwindigkeitszug AGV der Firma Alstom zum „.italo“ umbauen. Unter anderem war Giorgio Giugiaro für die Inneneinrichtung zuständig. NTV wollte eine günstige Alternative zu den bestehenden Zugverbindungen sein. Wollte zu dem werden, was Ryanair für die Lufthansa und Flixbus für die Deutsche Bahn ist. 2012 fuhren die ersten Billigzüge, heute verbindet NTV 17 Städte in Italien miteinander und hat einen Marktanteil von 30 Prozent.

Luca di Montezemolo ist in Italien nicht erst seit dieser Erfolgsgeschichte eine Legende und Elder Statesman. Er entstammt einem Adelsgeschlecht. Seine nähere Verwandtschaft konnte allerlei militärischen Ehren einheimsen. Er jedoch entschied sich für ein Studium der Rechtswissenschaften und anschließend für einen Job in New York, inklusive Handelsrecht-Vorlesungen in seiner Freizeit.

Eingestellt nach Anruf

Außerdem war ein begabter Rallyefahrer. Als solcher rief er in einer Radiosendung an, um den Motorsport gegen einen Kritiker zu verteidigen. Kein Geringerer als Enzo Ferrari verfolgte die Radiosendung und stellte Montezemolo als persönlichen Assistenten ein. 1974 wurde er Leiter der Rennsportabteilung – im Alter von 27 Jahren. Niki Lauda kam hinzu, der Rest ist Geschichte.

1991 wurde Montezemolo Vorstandsvorsitzender von Ferrari. Er machte die Marke wieder profitabel und steckte auch hinter den Verpflichtungen von Jean Todt als Teamchef und Michael Schumacher als Fahrer. 2001 hätte Silvio Berlusconi ihn gerne in der Regierung gehabt. Montezemolo lehnte zwar ab, beriet die Regierung aber hier und da.

Bei Ferrari war Montezemolo unantastbar. Sein Wort galt, auch wenn Sergio Marchionne etwas anderes sagte. So war es Montezemolo, der bis zu seinem Abgang eine weitreichende Gleichteilestrategie und SUV im Programm verhindert hatte. Dinge, die ansonsten zu Marchionnes Lieblingslösungen gehörten. 2014 verließ Montezemolo Ferrari und bekam 27 Millionen Euro Abfindung. (chlo)