Daten ohne Kraken

NetID und Verimi wollen eine Art Generalschlüssel für das Internet anbieten. Seit Kurzem sind sie online und können zeigen, ob sie wirklich eine Konkurrenz für Facebook und Google sind.

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Daten ohne Kraken

(Bild: Foto: Shutterstock)

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Das ist doch mal ein Versprechen, wie man es im Internet nicht häufig bekommt: „Meine Identität. Meine Daten. Meine Kontrolle.“ So wirbt Verimi derzeit großflächig in Deutschland. Konkurrent NetID sichert mir immerhin eine „sichere Datenhaltung ausschließlich in der EU“ zu. Beide deutschen Konsortien aus mehreren großen Firmen wollen Facebook und Google den „Internet-Generalschlüssel“ streitig machen. Ich soll nicht mehr Google oder Facebook als zentralen Login-Service nutzen, mich also nicht mehr mit meinen dort hinterlegten Zugangsdaten auf allen möglichen Online-Seiten einloggen – sondern künftig mit Verimi oder NetID. Ich, die als privatsphärenbewusste Nutzerin im Digitalzeitalter eher lästig war, werde plötzlich umworben. Aber halten die Anbieter ihr Versprechen, besser zu sein als das US-Duopol?

Nutzer jonglieren pro Jahr mit durchschnittlich 300 verschiedenen Logins – von der Fluggesellschaft über das Zeitungsabo bis zur Bank. Passwortmanager helfen zwar, den Überblick über bestehende Konten zu behalten. Aber wenn sich Nutzer bei einem neuen Dienst anmelden wollen, müssen sie jedes Mal wieder ein eigenes Formular ausfüllen. Kein Wunder, dass viele sich lieber mit ihren bestehenden Google- oder Facebook-Konten einloggen. Allerdings verrät die Information, wer sich wann wo eingeloggt hat, viel über die Vorlieben der Nutzer. Datenkonzerne können dies beispielsweise für personalisierte Werbung nutzen.

Die beiden neuen Konsortien versprechen nun, Datenschutz und Bequemlichkeit miteinander zu verbinden. Verimi bietet darüber hinaus noch einen Service an, der über eine reine Online-Anmeldung hinausgeht: eine geprüfte Identität. Die Prüfung geschieht per Videochat („Videoident“), Auslesen des elektronischen Personalausweises via Smartphone oder Lesegerät (siehe TR 11/2018, S. 18) oder über Verknüpfung mit dem Account eines Partners, der die Identität bereits geprüft hat, beispielsweise einer Bank.

Auf diese Weise können sich Nutzer beispielsweise bei Behörden ausweisen, ohne jedes Mal den Ausweis zücken zu müssen. „Da wir den E-Personalausweis integrieren können, können wir etwa 80 Prozent aller Leistungen beim E-Government abdecken“, sagt Verimi-Sprecher Tobias Enke. Zudem kann Verimi bei Bedarf die Korrektheit einer angegebenen Kontonummer verifizieren, das Alter eines Nutzers oder das Vorhandensein eines Führerscheins, was etwa beim Carsharing praktisch ist. Qualifizierte elektronische Signaturen, also das rechtsgültige digitale Unterschreiben eines Vertrags, will Verimi ab 2019 ermöglichen. (grh)