Projekt Dragonfly: Googles Rückkehr nach China offenbar gekippt

Aus Googles baldiger Rückkehr nach China wird wohl nichts. Die Kritik am Projekt DragonFly war zu groß und interne Datenschutzbedenken standen im weg.

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Google in China

Google hatte 2010 China verlassen, statt seine Suchergebnisse zu zensieren.

(Bild: dpa, Diego Azubel)

Lesezeit: 2 Min.

Bei Google sind die viel kritisierten Vorbereitungen für eine Rückkehr auf den chinesischen Markt angeblich weitgehend ausgesetzt. Das Projekt Dragonfly sei quasi tot, berichtet The Intercept. Das US-Nachrichtenmagazin hatte die Pläne vor wenigen Monaten öffentlich gemacht, woraufhin sich Google massiver Kritik von Mitarbeitern bis hin zu Politikern ausgesetzt sah. Bei den Vorbereitungen waren demnach interne Datenschutzprüfer nicht hinreichend eingebunden und die hätten nun einen integralen Bestandteil eingestampft.

Wie das US-Magazin erläutert, hatten die Programmierer mit Daten der chinesischen Seite 265.com gearbeitet, die zu Google gehört. Die Seite hat demnach auch eine Suchfunktion, die darüber gestellten Anfragen seien ausgewertet worden. Damit hätten die Entwickler herauszufinden versucht, wonach Chinesen im Internet suchen und welche Ergebnisse sie angezeigt bekommen. 265.com selbst setzt dafür auf Baidu, die größte Suchmaschine des Landes. Bei Google konnten die Entwickler damit eine Liste jener Seiten zusammenstellen, die in China gesperrt sind und auch bei einer Google-Suche nicht als Treffer erscheinen sollten.

Davon habe die für Privacy zuständige Abteilung bei Google aber nichts gewusst, schreibt The Intercept. Erst durch die Medienberichte habe sie davon erfahren und die Kollegen zur Rede gestellt, denn die Analyse von Suchanfragen unterliege bei Google strengen Kontrollen. Den Dragonfly-Entwicklern sei daraufhin der Zugriff auf die Daten von 265.com untersagt worden. Nun arbeiteten sie nur noch mit chinesischen Suchanfragen, die aus dem Rest der Welt gestellt werden. Eine Suchmaschine für den Markt hinter der Großen Chinesischen Firewall sei damit aber nicht vorzubereiten.

Für die Konzernspitze sei das ein herber Rückschlag, habe die das Projekt doch entschieden vorangetrieben. Mitte Oktober hatte etwa Google-CEO Sundar Pinchai von vielversprechenden Tests gesprochen. Derweil hatte sich auch innerhalb des Unternehmens der Widerstand organisiert, Hunderte Mitarbeiter protestierten gegen die Rückkehr auf den chinesischen Markt. Kritik gibt es nicht nur daran, dass Google mit einer eigenen Suchmaschine für China den dortigen Zensoren helfen würde. Außerdem wären die Suchanfragen für die Regierung dort auch leicht zugänglich, Google könnte sich gegen die Herausgabe nicht wehren. Damit würde der Konzern zum Komplizen, wenn es um die Unterdrückung der Meinungsfreiheit geht. (mho)