Arbeitsministerium: SPD-Staatssekretär fordert Recht auf Home Office

Björn Böhning, rechte Hand von Arbeitsminister Hubertus Heil, will einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf Telearbeit schaffen. In der CDU gibt es Bedenken.

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Arbeitsministerium: SPD-Staatssekretär fordert Recht auf Home Office

(Bild: pixabay.com)

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40 Prozent der Bundesbürger wünschen sich laut einer Studie des Bundesarbeitsministeriums, wenigstens ab und zu von zu Hause aus zu arbeiten. Björn Böhning, Staatssekretär im Haus von Ressortchef Hubertus Heil, will diesem Drängen nun nachkommen und ein gesetzlich verankertes Recht auf Home Office etablieren. "Die Digitalisierung verändert die Herrschaftsbeziehungen", erklärte der SPD-Politiker gegenüber dem Spiegel. "Wir müssen sicherstellen, dass die Menschen von den Veränderungen profitieren."

Dem Bericht zufolge sollen Unternehmen Telearbeit künftig entweder erlauben oder aber darlegen müssen, warum diese bei ihnen nicht möglich sei. Ein entsprechendes Gesetz gebe es schon in den Niederlanden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts arbeiten in Deutschland momentan nur zwölf Prozent der Beschäftigten zumindest gelegentlich von zu Hause aus. Laut einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wäre Heimarbeit aber bei vier von zehn Jobs grundsätzlich möglich.

Geht es nach der repräsentativen Studie zum Digital-Index der Initiative D21, betrachten 72 Prozent der Deutschen flexible Arbeitszeiten als Teil einer modernen Arbeitswelt. Lediglich ein Sechstel der Berufstätigen verrichtet den eigenen Job jedoch zumindest teilweise von unterwegs oder von zuhause. Bei einem Viertel der Berufstätigen ohne Home Office oder Telearbeit stellt sich der Arbeitgeber quer.

Das Arbeitsministerium verweist bei der Initiative auf den schwarz-roten Koalitionsvertrag, wonach die Regierungsparteien einen Rechtsrahmen für mobile Arbeit schaffen wollen. Der Koalitionspartner beäugt den Anlauf Böhnings aber skeptisch. Prinzipiell könne Heimarbeit zwar Vorteile haben, sagte der Arbeitsmarktexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Weiß, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Eine Pflicht, Home Office zuzulassen, sei aber unangebracht angesichts unterschiedlichster betrieblicher Erfordernisse.

Im Einzelhandel oder in der Gastronomie etwa sei Home Office in der Regel "unsinnig", betonte der CDU-Politiker Der skizzierte Rechtsanspruch führe hier nur zu "unnötiger Bürokratie". Auch der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter (CDU), kritisierte das Ansinnen. Selbstregulierung sei der bessere Ansatz, da viele Firmen gerade eh an allen Stellschrauben für "mehr Flexibilität" rund um Arbeitszeit und -ort drehten.

Der Deutsche Juristentag warb bereits 2016 für ein "Recht auf Home Office". Voriges Jahr schloss sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) – nach anfänglichen Bedenken aufgrund von Risiken von Heimarbeit wie insgesamt längeren Arbeitszeiten – dieser Forderung an. In großen Firmen ist Telearbeit international bereits zunehmend verbreitet. Nach IT-Konzernen wie HP oder Yahoo rief 2017 aber auch IBM einen Teil der Telearbeiter zurück in die Büros. (tiw)