Studie: GPRS droht ein Flop
GPRS-Dienste in Europa seien zu teuer, um damit einen breiten Kundenkreis zu erreichen; die schleppend anlaufende Nutzung dĂĽrfte aber vor allem an fehlenden Handys liegen.
Einer Studie des US-Consulting-Unternehmens Yankee Group nach ist GPRS (General Packet Radio Service) bei den europäischen Netzbetreibern zu teuer, um damit auf dem Massenmarkt Erfolg zu haben. Nach Meinung des Yankee-Group-Analysten Farid Yunus wird das bevorzugte Abrechnungsmodell nach übertragenem Datenvolumen den Bedarf für GPRS nicht wecken können, da bei den zu erwartenden Datenmengen kommender Anwendungen die Übertragung zu hohe Kosten verursache. Er verstünde die Notwendigkeit für die Funknetzanbieter, die Ausgaben für Entwicklung und Aufbau der neuen Netzwerkdienste so schnell wie möglich auszugleichen; ohne eine flexible Preisgestaltung bezweifle er jedoch ernsthaft, dass Konsumenten zu begeistern seien und ein breiter Absatzmarkt entstünde.
Nach der Studie koste den europäischen Endkunden die Übertragung von 10 MByte mittels GPRS durchschnittlich 170 US-Dollar (rund 380 Mark). Als monatlicher Grundbetrag fielen im Schnitt 27 US-Dollar (etwa 60 Mark) an. Im Vergleich dazu liege die Monatsgebühr des in Japan erfolgreichen i-mode Service bei 2,78 US-Dollar (rund 6,20 Mark).
Philipp Schindera, Sprecher von T-Mobil, sieht die Entwicklung nicht ganz so pessimistisch. Die Preis-Beispiele der US-Studie entsprächen nicht den tatsächlichen Angeboten in Deutschland, was auf eine schlampige Datenerhebung hindeute. Momentan liege die Nutzung von GPRS vor allem bei WAP und E-Mail, wobei meist kleinere Datenmengen übertragen würden. Vergleiche mit der Preisentwicklung bei den Handy-Tarifen zeigten, dass die GPRS-Kosten bei steigendem Bandbreiten-Bedarf zukünftiger Anwendungen wie etwa Video-Streaming ähnlich günstig würden.
Ein Hauptgrund für die schleppend anlaufende GPRS-Nutzung dürfte vor allem das Fehlen geeigneter Handys sein, was etwa Vodafone bewog, den Ausbau der neuen Netzdienste zu bremsen. Als einziges Modell stand bisher nur das Timeport 260 von Motorola zur Verfügung. T-Mobil hatte für einige Tage das Samsung SGH-Q100 im Angebot, musste nach Auskunft einer Mitarbeiterin jedoch wegen technischer Probleme vorerst einen Rückzieher machen – was Schindera bestätigte. Mittlerweile haben sowohl Motorola wie auch Ericsson neue GPRS-Modelle vorgestellt. Bis sie in den Läden zu kaufen sind, dürfte aber trotz aller Verkündigungen noch etwas Zeit ins Land gehen. Auch andere Hersteller wie Nokia, Siemens und Trium stehen mit eigenen GPRS-Handys erst in den Startlöchern. (rop)