KI: Deutschland bemüht sich

Nach China, den USA, der EU und Frankreich legte auch die Bundesregierung einen Plan zur Förderung der künstlichen Intelligenz vor.

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KI: Deutschland bemüht sich

(Bild: Shutterstock)

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Nach China, den USA, der EU und Frankreich legte auch die Bundesregierung einen Plan zur Förderung der künstlichen Intelligenz vor.

Mit drei Milliarden Euro will die Bundesregierung im Rahmen ihrer Strategie für künstliche Intelligenz (KI) bis einschließlich 2025 Deutschland zu einem "führenden Standort für die Entwicklung von KI-Technologie" machen.

Zu diesem Zweck will sie die Forschung in Deutschland und Europa stärken, den Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die Wirtschaft beschleunigen sowie "Dateninfrastrukturen als zentrale Grundlage für KI-Anwendungen schaffen". Mit dem Bundeshaushalt 2019 sollen in einem ersten Schritt insgesamt 500 Millionen Euro bereitgestellt werden.

Der Plan kommt spät, schließlich haben eine beständig wachsende Zahl von Staaten die KI als strategisches Feld schon länger für sich entdeckt und zum Teil massive staatliche Programme angekündigt – unter anderem Kanada, Indien, China, Japan, die EU, Russland, Großbritannien und Frankreich.

Gemessen an dem Pomp und der großen Geste, mit der Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seine Pläne vorgestellt hat – das Land will künstliche Intelligenz "zum Wohle der Menschheit" einsetzen –, liest sich das Strategiepapier der Bundesregierung wie eine Zusammenstellung fantasieloser Bürokraten. Es ist eine Sammlung aktueller Schlagworte und Standard-Textbausteine.

So heißt es in dem 80-Seiten-Papier beispielsweise: "Es ist das Ziel der Bundesregierung, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Wirtschaft zu erhalten und durch breite Anwendungen innovativer Technologien auszubauen. Dies gilt insbesondere für die Anwendung der KI als Schlüsseltechnologie."

Und zum Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse – laut Bundesregierung einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren – liest man: "Der direkte Austausch zwischen Wissenschaft und Unternehmen ist die Grundlage des Wissenstransfers. Die Bundesregierung wird Maßnahmen ergreifen, um die Akteure besser zu vernetzen".

Technologisch wird sich die KI-Strategie "nicht auf einzelne Forschungsansätze und Anwendungen fokussieren, sondern den Aufbau eines dynamischen und breit aufgestellten KI-Ökosystems als Basis unterstützen, von der aus flexibel auf aktuelle Trends und Entwicklungen reagiert werden kann".

Wie genau das aussehen soll, bleibt jedoch genauso unklar wie die Frage, wie man "im Wettbewerb um Spitzenpersonal" mit anderen Nationen und großen Konzernen konkurrieren will. Am konkretesten liest sich noch die Ankündigung, 100 neue KI-Professuren zu schaffen, allerdings ist das eigentlich Sache der Bundesländer.

Konkretisierungen sollen in vielen Bereichen erst nach weiteren Konsultationen mit Experten und Beteiligten erarbeitet werden. Kein Plan ist jedoch auch keine Lösung, denn zunehmend dringlich warnen Experten vor einer Zukunft, in der technisch abgehängte Staaten nur noch die Wahl haben zwischen amerikanischer und chinesischer Technologie.

In der historischen Rückschau könnte sich 2018 also als das Jahr erweisen, in dem entscheidende Weichen für die weitere technologische Entwicklung gestellt wurden – entweder Richtung Zukunft oder Richtung Abstellgleis.

(wst)