Schnelle Überweisungen: Online-Händler Otto führt Instant Payments ein

Instant Payments ermöglichen schnelle Überweisungen, doch die Einführung in Deutschland läuft schleppend. Nun können Otto-Kunden die Bezahlweise nutzen.

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Online-Händler Otto führt Instant Payments ein

(Bild: Otto Group)

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Der Onlinehändler Otto führt die Instant Payments genannten schnellen Sepa-Überweisungen ein und dürfte damit wohl einer der ersten großen Händler in Deutschland sein. Bei dieser Überweisungsform soll der Betrag innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers ankommen.

Maximal 15.000 Euro können damit zu jeder Zeit an allen Tagen des Jahres in den 34 zur Single Euro Payments Area (SEPA) gehörigen Ländern überwiesen werden. Prinzipiell zumindest: Damit das klappt, müssen die Kreditinstitute von Zahler und Empfänger dem System angehören. Bislang ist es in der Bankenbranche noch üblich, Überweisungen zu sammeln und dann im Batchverfahren abzuarbeiten. Auch Aufträge, die Kunden online einstellen, werden in der Regel erst mit Zeitverzug ausgeführt.

Otto hat für die Einführung der schnellen Überweisung gemeinsam mit der Hanseatic Bank eine eigene Programmierschnittstelle (API) entwickelt, über die die Geldeingänge direkt mit Kundenservices verknüpft werden können. “Wir sind stolz, als Vorreiter der Branche den ersten praxisrelevanten Anwendungsfall zu präsentieren. Damit übertragen wir die Echtzeitökonomie in den Zahlungsverkehr für den deutschen Onlinehandel”, sagte Boris Jendruschewitz, Direktor Konzernfinanzen bei Otto.

Dank dieser Vorarbeit soll den Kunden nun binnen einer Minute im Kundenkonto angezeigt werden, dass das Geld eingetrudelt ist. Einen weiteren Vorteil sieht Otto auch bei der Zahlung mit Vorkasse. Wenn der Rechnungsbetrag binnen Sekunden beim Händler lande, könne auch der Bestellprozess direkt fortgeführt und die Ware schneller auf den Weg zum Kunden gebracht werden.

In Europa sind die schnellen Überweisungen eigentlich schon seit November 2017 möglich. Es fehlte nur an Banken: So war die Hypovereinsbank lange alleine auf weiter Flur, denn die Teilnahme an dem Verfahren ist für Geldinstitute freiwillig. Inzwischen ist das Teilnehmerfeld aber deutlich gewachsen: Die im Dezember aktualisierte Liste des European Payment Councils führt zahlreiche Banken in Deutschland auf, die die Überweisungsart unterstützen, darunter etwa die Commerzbank, die Deutsche Bank, die Santanderbank sowie zahlreiche Volks- und Raiffeisenbanken. Die Sparkassen hatten den Startschuss für die Einführung des Verfahrens bereits im Juli 2018 gegeben. Die meisten der aufgeführten hiesigen Banken sind aber erst seit Ende 2018 mit an Bord.

Zahlen, welchen Anteil die Instant Payments an den Überweisungen in Deutschland haben, liegen noch nicht vor. Der europäische Zahlungssystembetreiber EBA Clearing vermeldete für vergangenen Oktober die Zahl von fünf Millionen erfolgreichen Instant-Zahlungen in Europa. Pro Tag würden über die Plattform RT1 rund 70.000 der schnellen Überweisungen abgewickelt, wobei insbesondere die Staaten des Baltikums führend seien.

Hindernis dürften neben der anfänglich schleppenden Einführung auch die Gebühren sein. Die hängen oftmals vom Kontomodell ab, bei der Hypovereinsbank können das zum Beispiel 50 Cent sein, bei der Deutschen Bank 60 Cent je getätigter Turbo-Transaktion. Auf Händlerseite wird das eher kritisch gesehen: "Wir hoffen, dass hier ein Umdenken stattfindet und die Echtzeitüberweisung bald überall ohne Mehrkosten für Privatkunden verfügbar ist”, erklärte Ottos Finanzchef Jendruschewitz. (axk)