Genetisch verjüngt

Scott Kelly war fast ein Jahr auf der Raumstation ISS – so lange wie eine Reise zum Mars inklusive Rückflug. Dabei haben Forscher untersucht, welchen Einfluss die lange Schwerelosigkeit auf den Körper hat.

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Genetisch verjüngt

Scott Kelly „jongliert“ auf der ISS mit  frischem Obst.

(Bild: Foto: NASA Johnson)

Lesezeit: 2 Min.

Nach einem Jahr im All sind Sie inzwischen wieder mehr als zwei Jahre auf der Erde. Nun liegen erste medizinische Erkenntnisse über die Folgen vor. Wie geht es Ihrem Körper?

Mein Körper hat einige strukturelle Änderungen behalten. In der Aderhaut meiner Augen haben sich beispielsweise Riefen gebildet, aber sie beeinträchtigen mein Sehvermögen nicht. Außerdem hat sich meine Gen-Expression verändert. Sieben Prozent meiner Gene sind noch nicht wieder zurück auf dem Status vor dem Start. Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist. Ich spüre jedenfalls nichts davon.

Ihr eineiiger Zwillingsbruder blieb unterdessen zum Vergleich auf der Erde. Gibt es schon Ergebnisse aus der Gegenüberstellung?

Es gab bei mir einen gewissen Rückgang der geistigen Fähigkeiten im Vergleich zu meinem Bruder, aber das kann auch daran gelegen haben, dass ich nach der Rückkehr durch den vollen Terminplan sehr erschöpft war. Zudem haben sich meine Telomere verbessert. (Enden der Chromosomen, die für das Altern der Zellen verantwortlich sind; Anm. d. Red.)

Sie sind im All also genetisch jünger geworden?

Ja, ein wenig. Eigentlich hatte man eher das Gegenteil erwartet.

Wie lang haben Sie gebraucht, um sich an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen?

Ungefähr acht Monate, aber die Anpassung kommt in Schüben. Nach einer Woche hat man das Schlimmste hinter sich, nach einem Monat fühlt man sich langsam wieder normal.

Welchen Einfluss hat die Dauer eines Raumflugs darauf? Hat der Körper sich nach einer gewissen Zeit vollständig angepasst?

Zumindest nicht in den 342 Tagen, die ich dort war. Selbst am Ende meiner Mission habe ich mich immer noch nicht normal gefühlt, ich hatte immer noch zu viel Flüssigkeit im Kopf. Aber je länger man in der Schwerelosigkeit bleibt, desto besser passt man sich an. Entsprechend länger braucht auch die Rückgewöhnung an die Schwerkraft. Mein erster Flug dauerte eine Woche, die Umgewöhnung auf der Erde brauchte etwa drei Tage. Der zweite dauerte zwei Wochen, da brauchte ich schon länger. Beim dritten Flug von 159 Tagen waren es schon fünf bis sechs Monate, bis ich mich wieder normal fühlte. Und nun eben rund acht Monate.

(grh)