Wegweiser ins Neuland

Alle Welt spricht über die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz für die Zukunft. Finnland bereitet die Menschen darauf vor.

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Damals, als das Internet noch neu war - so neu jedenfalls, dass es noch keine Suchmaschinen gab - musste man sich entweder einzelne Hostnamen merken, oder man wusste, wie man sich von Link zu Link weiter hangeln kann, um eine bestimmte Seite zu erreichen. Das Netz erforderte eine Art Orientierungsvermögen.

Heute gibt es Google, Twitter und Facebook. Keiner braucht sich mehr auszukennen - es reicht, eine starke Meinung zu haben.

Dabei ist, was die Digitalisierung und mit ihr die Zukunft von Wissensvermittlung, Kommunikation, Arbeit und Privatsphäre angeht, noch ganz vieles unklar. Den Gipfel dieser Unsicherheit bildet sozusagen die öffentliche Debatte um Künstliche Intelligenz. Alle Welt spricht einerseits über die Gefahren durch diese Technologie, andererseits haben mittlerweile mehr als 20 Staaten - oder Staatengruppen - Förderpläne und Entwicklungsstrategien für KI aufgelegt.

Worum es eigentlich geht, wenn Regierungen und Verwaltungen davon sprechen, dass die Entwicklung und Nutzung von KI gefördert werden muss, bleibt meist unklar - daran ändert auch eine fesche Website wenig.

Umso wohltuender ist die Tatsache, dass die finnische Regierung jetzt eine Einführung in die Künstliche Intelligenz gefördert hat, die kostenlos im Internet abrufbar ist. Der - auch auf Englisch verfügbare - Kurs umfasst sechs Teile, die für komplette Neulinge in dem Thema jeweils fünf bis zehn Stunden Zeit in Anspruch nehmen. Studierende, die mindestens 90 Prozent der Aufgaben und Übungen bearbeiten und mindestens die Hälfte aller Fragen richtig beantworten, erhalten zwei Credit Points. Man sollte sich von der niedlichen Aufmachung - auf der Startseite ist ein Roboter mit Kulleraugen abgebildet - übrigens nicht täuschen lassen. Der Kurs, der die Technologie "entmystifizieren" soll, ist solide gemacht und enthält tatsächlich eine Menge wichtiger Grundlagen, ohne in mathematische Kraftmeierei zu verfallen.

Das ist eine wirklich gute Idee. So gut, dass ich mir wünschen würde, dass die Bundesregierung sie aufgreift. Statt über Fachkräftemangel zu jammern, Fakenews hinterherzujagen und schärfere Strafen für Datendiebstahl zu fordern, könnte die Politik ja mal dafür sorgen, dass Wissen über Technologie besser aufbereitet und bereitgestellt wird. Da gäbe es noch eine Menge zu tun. Auch wenn die Finnen einen guten Anfang gemacht haben.

(wst)