Klimaforscher Schellnhuber: "Enorme Sorgen" wegen Kohlekommission

Klimaschutz sei Menschheitsschutz, meint Hans Joachim Schellnhuber: Die Kohleverstromung müsse spätestens 2030 beendet werden.

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Kohle
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  • dpa

Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hat davor gewarnt, in der Kohlekommission Lobby-Interessen über den Klimaschutz zu stellen. "Es geht um Arbeitsplätze, Ostdeutschland, Gewinne, Dörfer, Fledermäuse, das ist alles wichtig – aber bedroht ist aus meiner Sicht unser aller gemeinsames Interesse, nämlich die Zukunft unserer Zivilisation", sagte der Direktor Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Klimaschutz sei Menschheitsschutz. "Ich mache mir enorme Sorgen, dass am Ende jeder und alles bedient wird, nur nicht die Vorsorge für die Zukunft getroffen wird."

Schellnhuber ist als Wissenschaftler eines von 28 Mitgliedern der Kommission, die sich an diesem Freitag auf ein Konzept für den Kohleausstieg einigen könnte. Im Entwurf des Abschlussberichts fehlen bisher die konkreten Pläne für das Stillegen von Kohle-Kapazitäten und ein Enddatum für die Stromgewinnung aus Kohle.

"Die Lobby stellt Maximalforderungen, will aber nichts dafür geben – 'Money for nothing' hieß der Hit der Dire Straits", sagte Schnellnhuber. "Geld für nichts" dürfe aber nicht unter diesem Bericht stehen.

Die Welt schaue beim Klimaschutz auf Deutschland, ein Scheitern des beschleunigten Kohleausstiegs sei "eigentlich eine Lizenz zum Nichtstun" für alle anderen Länder. "Insofern hängt an dieser kleinen Kommission, an diesem Land, fast alles, was den Klimaschutz angeht. Wir sind an einem historischen Scheideweg."

Aus wissenschaftlicher Sicht müsse die Kohleverstromung spätestens 2030 beendet werden, sagte der Professor für Theoretische Physik an der Universität Potsdam. Strecken könne man die Zeit für den Kohleausstieg, wenn man in anderen Sektoren enorme Fortschritte machen würde: "Bei der Mobilität, im Gebäudebereich, in der Landwirtschaft haben wir noch viel dickere Bretter zu bohren."

Aus Schellnhubers Sicht könnte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eine wichtige Rolle spielen. "Wenn wir uns am Freitag völlig verkämpfen, ist noch nicht alles verloren – dann kann die Kanzlerin versuchen, die Blockaden zu lösen", sagte er. "Die Klimakanzlerin lebt, ich erwarte von ihr nochmal entscheidende Impulse." (jk)