Internetportale wollen mit "Content" in die schwarzen Zahlen

Die Betreiber von Webseiten haben die steigende Lust der Internetsurfer auf Nachrichten entdeckt. Unklar bleibt jedoch, wie sich das Geld verdienen lässt.

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Von
  • Matthias Schröter
  • Miriam Tang
  • dpa

Die Betreiber von Webseiten haben die steigende Lust der Internetsurfer auf Nachrichten entdeckt. Neue Allianzen werden geschlossen. Besonders aktiv war in letzter Zeit der Axel Springer Verlag. Unklar bleibt jedoch weiterhin im bewegten Internetmarkt, wie sich das Geld verdienen lässt.

Ein schon lange im Content-Markt engagiertes Unternehmen machte nämlich am heutigen Donnerstag einen Rückzieher. Die Hamburger SPIEGELnet AG wird das Geschäft ihrer portal100 internet GmbH einstellen. Die Gesellschaft entwickelte spezielle Internetportale und war für die Bündelung und Vermarktung von Inhalten (neudeutsch: Content) zuständig. Die für die Branche erschreckende Begründung aus dem Vorstand: "Trotz intensiver Verhandlungen mit potenziellen Plattform- und Contentpartnern ist es uns nicht gelungen, wirtschaftlich tragbare Verträge abzuschließen."

Unternehmen, die nicht im klassischen Mediengeschäft tätig sind, suchen sich in jüngster Zeit jedoch passende Partner. Ein Beispiel: der größte deutsche Internetprovider T-Online, der Kooperationen mit dem ZDF und Bild online von Springer startet. Erst diese Woche online gegangen ist das Frauenportal Sheego.com, ein Gemeinschaftsprojekt des Otto Versands und des Axel Springer Verlags. Auch die strategische Allianz von Yahoo und Europas größtem Softwarehaus SAP soll Medieninhalte auf die virtuellen Marktplätze heben.

Bei dem gemeinsamen Nachrichten- und Entertainmentportal bild.t-online.dewird Springer 63 Prozent und die Telekom-Tochter T-Online International AG 37 Prozent der Geschäftsanteile halten, kündigten Springer-Zeitungsvorstand Mathias Döpfner und Telekom-Chef Ron Sommer an. Das neue Angebot stehe nicht in Konkurrenz mit der Kooperation von T-Online mit dem ZDF, sagte Sommer. Die heute- Redaktion des ZDF wird künftig Nachrichten liefern.

Die Ausweitung der Online-Angebote öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten verstößt allerdings nach Ansicht des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) gegen den neuen Rundfunkstaatsvertrag. Wegen dieser Zwicklage beendete das ZDF auch die bisherige Online-Partnerschaft mit Microsoft und dem Fernsehsender NBC (MSNBC) zum August dieses Jahres.

Voll Zuversicht blicken der Otto-Versand und der Axel Springer Verlag auf das gemeinsame Projekt Sheego.com. Das Frauenportal richtet sich an Nutzerinnen zwischen 20 und 39 Jahren. Die Webseite verknüpft redaktionelle Inhalte mit den Möglichkeiten des Online- Einkaufs. Für den Hamburger Otto-Versand ist Sheego.com ein strategischer Schritt beim Aufbau des elektronischen Handels. "In der heutigen Zeit will man nicht nur kaufen", sagte Christina Zigfeld, Sprecherin des Hamburger Otto-Versands. Der Kunde wolle nicht nur den Kochtopf erwerben, sondern auch direkt die passenden Pflegetipps erhalten. (Matthias Schröter, Miriam Tang, dpa) / (jk)