Gelb vor Zorn

Stuttgarter Fahrverbotsgegner rechnen mit großem Zulauf

Jede Woche führt Fahrverbotsgegner Ioannis Sakkaros mehr Demonstranten auf die Straßen Stuttgarts. Er rechnet mit massivem Zulauf für seine Demonstrationen und mit dem Anwachsen einer überregionalen Protestbewegung auf deutschen Straßen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 83 Kommentare lesen
3 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Pointner, dpa
Inhaltsverzeichnis

Jede Woche führt Fahrverbotsgegner Ioannis Sakkaros, 26 Jahre alt, mehr Demonstranten auf die Straßen Stuttgarts. Er rechnet mit massivem Zulauf für seine Demonstrationen und mit dem Anwachsen einer überregionalen Protestbewegung auf deutschen Straßen. Auch in anderen deutschen Städten wie Erfurt und München seien Demos bereits in Planung, sagte Sakkaros der Deutschen Presse-Agentur. Jede Stadt, die betroffen sei von Fahrverboten, müsse aufstehen.

Sakkaros sagte, er hoffe, dass die Demonstrationen zu einer Protestbewegung wie gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 anwachsen. Seiner Meinung nach hätten die Bürger aufgrund der Fahrverbote noch viel mehr Grund, auf die Straße zu gehen. Der S21-Bahnhof, der derzeit für einige Milliarden Euro gebaut wird, sei nicht sinnlos, sondern sorge für bessere Fahrzeiten und komme der Umwelt zugute. Vom Fahrverbot seien die Menschen aber viel direkter betroffen.

Demos auch in Erfurt und München geplant

Der 26-jährige Porsche-Mitarbeiter organisiert seit Anfang Januar Demos gegen Fahrverbote in Stuttgart. Sakkaros äußerte Zweifel am EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) je Kubikmeter Luft und am Standort der Messstellen. Er sagt, er wohne selbst an einer Hauptstraße im Stuttgarter Westen, die Qualität der Luft in der Stadt werde immer besser.

Die Debatte über Stickoxid-Grenzwerte war durch Aussagen von mehr als hundert Lungenärzten in Fahrt gekommen, wonach die bisherigen Grenzwerte einer wissenschaftlichen Grundlage entbehrten. Jedoch vertritt insgesamt nur eine Minderheit der Pneumologen diese Meinung. Die Grenzwerte wurden in Brüssel festgesetzt. Dass die Europäischen Union sie kurzfristig ändert, ist so gut wie ausgeschlossen. Allein die Werte heraufsetzen kann Deutschland nicht.

In Stuttgart dürfen zur Luftreinhaltung seit dem 1. Januar Diesel-Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 4 und schlechter von außerhalb nicht mehr in die Umweltzone einfahren. Vom 1. April an gilt das Verbot auch für Anwohner mit solchen Fahrzeugen. Zudem drohen Fahrverbote für Diesel der Euronorm 5, wenn die Luft nicht deutlich sauberer wird.

„Verschlafen, Autokonzernen Druck zu machen“

Die Regierung habe jahrelang verschlafen, Druck auf die Automobilkonzerne auszuüben und sie wegen Manipulationen zur Rechenschaft zu ziehen, kritisierte Sakkaros. Jetzt müssten das die Bürger ausbaden. Er sei als Dieselfahrer selbst betroffen, sagte Sakkaros. „Das wollte ich nicht so hinnehmen.“