Image der Tech-Industrie auf Rekordtief

Skandale bei Facebook, Google, Uber & Co. sorgen zunehmend dafür, dass die Menschen weniger Vertrauen in die großen Informationstechnikkonzerne haben.

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Die IT-Branche hat ein Imageproblem

(Bild: Photo by James Traf on Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
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Banker als Schimpfwort, Hedge-Fonds-Manager als Heuschrecke: Banken und Finanzkonzerne haben spätestens seit der Finanzkrise von 2008 ein notorisch schlechtes Image – und wurden in den Medien und in der Bevölkerung zu – oftmals nicht unverdienten – Prügelknaben.

Doch auch auch eine andere Branche, die vormals ein blitzsauberes, arbeitsplatzschaffendes Abbild ihrer selbst vermarkten konnte, scheint in den letzten Jahren ihren lange sehr guten Ruf langsam aber sicher zu verspielen: Die Informationstechnik. Zu diesem Schluss kommt zumindest das Schweizer Forschungsinstitut Media Tenor, das regelmäßig Auswertungen der Weltpresse veröffentlicht. Es hat dazu Hunderttausende Beiträge im Fernsehen und in der Wirtschaftspresse aus den Jahren 2001 bis 2018 untersucht, die in den USA, Großbritannien und Deutschland veröffentlicht wurden.

Serverraum eines IT-Unternehmens.

(Bild: Photo by Thomas Kvistholt on Unsplash)

Laut dem Report stand die Informationstechnik bis 2015 eher in einem guten Licht der internationalen Presse, danach werden die Beiträge deutlich negativer. Besonders 2017 und 2018 sei beim Vertrauen ein Rekordtief erreicht worden. "Trust Meltdown" ("Kernschmelze des Vertrauens") nennen die Forscher das. Die Situation hängst wohl insbesondere damit zusammen, dass es bei Facebook, Google, Uber & Co. mittlerweile regelmäßig zu Datenskandalen kommt, zu Hacks und technischen Problemen.

Keine Woche vergeht ohne spektakuläre Berichte. Aus dem einstigen Datentraum Internet mit viel Komfort ist die Angst vor den Datenkraken geworden: Nutzer fühlen sich zunehmend dazu gezwungen, Dienste zu verwenden, weil es nicht anders geht. Soziale Medien kämpfen mit Fake-News-Problemen, zum Schalten von Google-Werbung sind viele Unternehmen mittlerweile gezwungen, wenn sie noch Kunden haben wollen.

Start-up-Atmosphäre: Auch junge IT-Firmen haben nicht (mehr) das beste Image.

(Bild: Photo by Chris Knight on Unsplash)

Amazon ist nicht nur komfortabel, sondern mittlerweile so groß und mächtig, dass man um den E-Commerce-Konzern nicht mehr herum kommt – das gilt für Nutzer ebenso wie viele Händler und Produzenten. Es haben sich in diversen Bereichen Oligopole gebildet, die vor allem von US-Konzernen dominiert werden. Im Telekommunikationsbereich ist es nicht besser: So besitzen in Deutschland etwa gerade einmal drei Anbieter die komplette Mobilfunkinfrastruktur.

Ein Imagewandel ist aber noch möglich. Eine potenzielle Gegenmaßnahme laut Media Tenor: mehr Transparenz und mehr Kommunikation, was sich jedoch praktisch nur schwer umsetzen lässt und mit dem sich die Branche schwertut. Auswirkungen haben Negativmeldungen an der Börse (durch Kursrückschläge) und bei den Nutzern (durch Kauf- oder Verwendungsverweigerung) selbst, die sich womöglich andere Firmen suchen. Doch das ist gar nicht so einfach: Ein mit Facebook konkurrenzfähiges soziales Netzwerk fehlt ebenso wie alternative Mobilbetriebssysteme zu Android oder iOS, die den gleichen Komfort böten.

Hochhäuser, hier in San Francisco: IT ist weder "nur gut" noch "nur schlecht".

(Bild: Photo by James Traf on Unsplash)

Ein schwacher Trost für die Tech-Branche: Banken, Verkehrsunternehmen, Landwirtschaft und Werbung haben derzeit laut "Handelsblatt" ein noch schlechteres Image.

(bsc)