Die Fallensteller von Innsbruck

Das Rennen um die beste Hardware für künftige Quantencomputer ist noch nicht gelaufen. Österreichische Physiker wollen Google, IBM und Intel mit Ionenfallen übertrumpfen.

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Die Fallensteller von Innsbruck

Mit großem Aufwand gelang Innsbrucker Forschern im Labor die Kontrolle über 20 Qubits mit einer erstaunlich niedrigen Fehlerquote. Jetzt soll die Technik praxistauglich werden.

(Bild: M. R. Knabl/ IQOQI Innsbruck)

Lesezeit: 2 Min.

Thomas Monz muss diese Tage viel telefonieren. Der Innsbrucker Physiker hat gemeinsam mit Kollegen Alpine Quantum Technologies gegründet, das einen ehrgeizigen Plan verfolgt: Das Start-up entwickelt und baut Hardware für Quantencomputer – und will dabei Konkurrenten wie Google, IBM, Intel, aber auch die chinesische und die amerikanische Regierung überholen, die bei der Quantencomputer-Entwicklung den Ton angeben. Monz, im praktischen Physiker-Outdoor-Outfit, mit Cargohose und geländegängigem Schuhwerk, Brille und Kinnbart, tigert durch sein Büro, spricht in sein Handy und hört sich gereizt an. „Hier ein Start-up zu gründen ist noch schwieriger als in Deutschland“, sagt er wenig später. „Als wir zum Beispiel zur Wirtschaftskammer gegangen sind, um unser Gewerbe anzumelden, haben die gesagt: Quantentechnologie? Was soll das für ein Gewerbe sein? Das steht nicht auf unserer Liste.“

Andererseits: Wie sollte es auch? Österreich fiel bisher nicht als Mekka für Hochtechnologie auf. Wer gegen riesige Unternehmen sowie Regierungen und ihre Geldtöpfe antreten will, muss schon einiges an Überzeugungsarbeit leisten.

An Selbstbewusstsein mangelt es den Österreichern jedenfalls nicht: „Es geht nicht darum, was in irgendwelchen Pressemitteilungen steht“, sagt Monz „Die kann jeder schreiben. Es geht darum, was wissenschaftlich veröffentlicht ist.“ IBM hat zwar im vergangenen Jahr einen Quantenchip mit mehr als 50 Qubits angekündigt, aber bis heute noch nichts vorgelegt. Und zu dem besten Quantenprozessor von Google mit seinen 72 Qubits gibt es bis heute tatsächlich keine Veröffentlichungen, sondern nur eine Pressemitteilung. „Wir müssen nicht darüber spekulieren, was man mit diesem System vielleicht machen könnte. Wir haben es gezeigt“, sagt hingegen Monz. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen und
die seiner Kollegen beweisen, dass die Physiker die Kontrolle über 20 Qubits haben. „Wenn Google, IBM und Co. wirklich so viel besser wären, dann würden sie sich sicherlich nicht von einer kleinen Universität in Österreich die Butter vom Brot nehmen lassen.“

(wst)