Vertragsänderung: aber doch bitte nicht per Telefon

Hallo, hier spricht O2: Sie brauchen jetzt einen neuen Vertrag – ein Zwischenruf von c't-Redakteur Georg Schnurer

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Vertragsanbahnung: Kein neuer Anschluss unter dieser Nummer
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Es ist 17:50 Uhr, mein Smartphone klingelt. Im Display erscheint die Nummer 0176-88 85 45 76 – kenn ich nicht. Wer hat da wieder meine Mobil-Nummer weitergegeben, geht es mir durch den Kopf. Trotzdem gehe ich ran. Es meldet sich O2.

Man wolle mit mir meine Rufnummer abklären, erzählt eine leicht unsicher wirkende männliche Stimme. Nummer abklären? Nun, die Nummer, die er da gewählt hat, ist die meine, sonst wäre ich ja nicht am Apparat, stelle ich klar. Ja, es gäbe da aber zwei Nummern unter meiner Kundennummer, säuselt mein Gesprächspartner. Ich bin langsam genervt. Anyway, beende ich diese Diskussion. Diese Nummer gehört mir und ich will sie auch behalten. War es das jetzt?

Endlich rückt er mit seinem eigentlichen Anliegen heraus: Der von mir genutzte o2o-Tarif werde demnächst eingestellt. O2 könne diesen Service zu den aktuellen Konditionen nicht mehr weiterführen und zudem sei das Angebot auch nicht mehr zeitgemäß. Ich müsse mir also einen neuen Tarif aussuchen, verkündet der Anrufer.

Ein Kommentar von Georg Schnurer

Georg Schnurer ist Chef vom Dienst (CvD) des c't magazin und schreibt seit 1990 für c't und für heise online. Er interessiert sich für Verbraucherschutz, hat als ehemaliger Händler aber auch ein Herz für den mitunter gebeutelten IT-Handel.

Nun, ich finde die aktuellen Konditionen durchaus akzeptabel und kann auch mit den gebotenen Leistungen gut leben. Doch mein Gegenüber ist jetzt im Verkäufer-Modus. Der alte Tarif sei nun mal nicht mehr verfügbar. Er könne mir aber sehr gute neue Konditionen anbieten. Wenn bei mir bislang noch nicht alle Alarmsirenen schrillten, spätestens jetzt bin ich im Alarm- und Abwehr-Modus: Ein Verkäufer, der aktiv auf mich zu kommt und mir wirklich mehr Leistung für weniger Geld anbieten will, so etwas – das lehrt die Lebenserfahrung – gibt es einfach nicht.

Noch bevor die Verkaufskanone damit beginnen kann, mir tolle neue Konditionen vorzustellen, fahre ich ihm ins Wort: Neue Konditionen, erkläre ich ihm, so etwas interessiert mich natürlich – vor allem, wenn die alten nicht mehr verfügbar sind. Doch am Telefon möchte ich mir das wirklich nicht anhören. Er möge mir die neuen Angebote doch bitte per E-Mail zusenden, damit ich sie in Ruhe prüfen kann, schlage ich vor.

Das gehe nicht, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Es sei ihm untersagt, mir die exklusiven Angebote schriftlich zu senden. Das seien individuell ausgehandelte und speziell auf mich zugeschnittene Offerten, die ich nur von ihm und nur jetzt telefonisch erfahren könne. Ungläubig frage ich noch einmal nach, warum ich die ach so tollen Angebote nicht er E-Mail bekommen könne. Kurz angebunden schallt mir ein "das ist nun mal verboten" entgegen.

Ich habe inzwischen nicht nur genug gehört, sondern auch genug wertvolle Lebenszeit mit diesem Verkäufer verschwendet. Verträge am Telefon abschließen, so etwas kommt für mich nicht in die Tüte, erkläre ich dem Verkäufer. Der reagiert leicht pampig, da ich mir seine tollen Angebote nicht mal anhören will. Doch als Betreuer der c't-Rubrik "Vorsicht Kunde" bin ich da konsequent. Schließlich habe ich in dieser Funktion oft genug mit den Folgen telefonisch geschlossener Verträge zu tun.

Zum Schluss frage ich noch nach, ob mich die Kündigung des o2o-Tarifs durch O2 denn auch schriftlich erreichen wird. Ja, ja, heißt es, da kommt noch was, verspricht der inzwischen schon recht abwesend wirkende Verkäufer. Klick – das Gespräch ist beendet.

Nun warte ich gespannt auf Post von O2. Vielleicht kommt ja noch ein tolles schriftliches Angebot – eigentlich kann es sich doch heute kein Mobilfunkanbieter mehr leisten, einfach so Kunden zu verlieren. (gs)