App zur Kontrolle von Frauen in Saudi-Arabien: Keine Sperrung durch Google und Apple

Männer in Saudi-Arabien können ihnen unterstellte Frauen per App kontrollieren. Google will die nicht aus dem Play Store nehmen, Apple prüft noch.

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Kontroll-App für Frauen in Saudi-Arabien: Keine Sperrung durch Google und Apple

Absher im Play Store von Google

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Google hat eine umstrittene App der saudi-arabischen Regierung geprüft und entschieden, dass sie nicht gegen die Nutzungsbedingungen des Play Store verstößt, obwohl sie es Männern in dem Königreich ermöglicht, die Reiseaktivitäten ihrer Frauen und Töchter zu überwachen. Das berichtet Business Insider unter Berufung auf eine Kongressabgeordnete, die mit Kolleginnen und Kollegen die Sperrung der App namens Absher gefordert hatte. Bei Apple sei die Prüfung noch nicht abgeschlossen, ergänzt das US-Magazin.

Absher (in etwa "In Ordnung!") war Mitte Februar in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. In der Software können digital alle möglichen Behördengänge von der Zahlung eines Strafzettels bis zur Beantragung eines Passes geregelt werden. Weil Männer und Väter darin auch die Daten ihrer Schutzbefohlenen eintragen können, vereinfacht sie aber auch deren strikte Kontrolle.

In dem Königreich steht jede Frau unter der Verantwortung eines männlichen Angehörigen, der entscheidet, ob sie reisen und ob sie arbeiten darf, oder der sogar medizinische Eingriffe einschränken kann. Das geht so weit, dass Männer einen Alarm erhalten, wenn die ihnen unterstellten Frauen mit Hilfe ihres Passes die Grenze passieren oder ein Flugzeug betreten wollen. Die Männer können das dann sogar verhindern.

Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch hatten die App als "erniedrigend, kränkend und beschämend" kritisiert, der US-Senator Ron Wyden nannte sie "abscheulich". Er hatte Apple und Google aufgefordert, die App aus ihren App-Stores zu nehmen. Dem hatten sich dann 14 Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus angeschlossen: "Der Einfallreichtum amerikanischer Technologie-Konzerne sollte nicht pervertiert werden, um die Menschenrechte saudi-arabischer Frauen zu verletzen. Innovationen des 21. Jahrhunderts sollten keine Tyrannei aus dem 16. Jahrhundert aufrecht erhalten", hatten sie gefordert.

Google will dem offenbar nicht nachkommen, Apple erbittet sich noch Zeit, schreibt Business Insider. Noch ist die App jedenfalls auch für iOS verfügbar. Angesichts der vielfältigen Dienstleistungen, die darüber zu erledigen sind und die mehrheitlich durchaus legitim sein dürften, könnte eine Sperrung in Saudi-Arabien zu Schwierigkeiten für die Nutzer führen. Gleichzeitig kann die Software für die betroffenen Frauen auch einen Weg öffnen, um der allumfassenden Kontrolle durch eine Flucht zu entgehen: So waren Fälle bekannt geworden, in denen Frauen auf entwendeten Smartphones ihre eigene Ausreise genehmigt hatten. (mho)