Ausprobiert: Der Selbstläuferschuh

Asics neue Metaride-Treter sollen Langläufern durch eine besondere Sohlenform zu mehr Ausdauer verhelfen. In der Praxis hängt das sehr vom Rennstil ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Ausprobiert: Der Selbstläuferschuh

(Bild: Asics)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Irgendwie komisch und originell schauen sie auf den ersten Blick aus, die neuen Spitzenlaufschuhe des japanischen Sportartikelproduzenten Asics mit dem merkwürdigen Namen Metaride. Oben ganz schwarz-dunkelgrau mit passenden Schnürsenkeln, vorne das mittlerweile auch bei der Konkurrenz so furchtbar beliebte Netzgewebe, hinten eine ausgeprägte Kunststoffkappe zur Stabilisierung – und ganz unten dann eine knallrote Sohle mit einem Loch in der Mitte der Seite. Geradezu dezent abgesetzt findet sich zudem noch ein schwarz-goldenes Asics-Logo auf dem Schuh – fertig ist die Designofferte aus Kobe, Präfektur Hyogo, mit der man länger laufen können soll als ohne.

Ich schaue trotzdem nochmal etwas näher hin. Denn besonders auffällig ist die Sohlenform: Vorne ist sie nach oben gebogen, so dass ungefähr ein Drittel des Schuhs in der Luft hängt. Das soll laut Angaben des Herstellers dazu führen, das man quasi nach vorne "katapultiert" wird ("FlyteFoam Propel") und man "Muskelenergie (...) sparen und effizienter (...) laufen" kann.

"Du erlebst dank der beinahe unmerklich gebogenen Sohle ein unglaublich flüssiges Abrollen von der Ferse bis zu den Zehen, wobei die sorgfältige Kontrolle der Knöchelbewegung Muskelkraft spart", heißt es in der Beschreibung dazu. Der Hersteller betont, dass das Konzept "für lange Distanzen auf der Straße" konstruiert sei – dort also, wo Dauerläufer viel Unterstützung brauchen, um sich Füße und Knie nicht zu ruinieren. Mehrere Jahre will Asics mit seinen eigenen sowie universitären Forschern am Metaride gearbeitet haben. Zu den Ergebnissen gehört, dass der Energieverlust am Sprunggelenk um 20 Prozent reduziert worden sei.

Von mir ausprobiert wird der Metaride auf 10 km Bürgersteig, Steinplatten und Asphalt; Park- und Sandboden umlaufe ich gekonnt. Die luftige Sohle macht erstaunlicherweise keine Probleme. Nur anfangs, beim Verlassen des Hauses über eine Treppe, muss ich mich an die komische Schuhform gewöhnen, Stolpergefahr besteht aber nicht. Auch auf den Steinplatten des Bürgersteiges, die so manche Erhebung oder Kantenspiel aufweisen, laufe ich nach ein paar Minuten sicher. Die Sohle mit ihrer Spezialstruktur, die ebenfalls einen Freiluftstreifen enthält, wirkt wenig profilig, ist es in der Praxis dann doch – Asics will hier viel Forschung investiert haben. Auch auf feuchten Steinflächen komme ich nicht ins Rutschen.

Der Testlauf fällt positiv aus. Ich habe zwar nicht wirklich das Gefühl, nach vorne katapultiert zu werden, das Renngefühl ist aber angenehm und auf den Mittelfuß konzentriert. Die gute Dämpfung wirkt, die Schuhe fühlen sich allerdings erstaunlich schwer an. Für Sprinter sind sie ja auch nicht gedacht, sondern für Langläufer, die ausreichend Dämpfung brauchen. Trotzdem gelingt es mir, zwischendurch einen schönen Spurt einzulegen, ohne dass sich das doof anfühlen würde. Ob ich wirklich Muskelkraft gespart habe, wie das Asics verspricht, weiß ich nicht.

Wenn man die ersten Kritiken des Metaride im Netz liest, fallen diese äußerst unterschiedlich aus. Für manchen Läufer fühlt sich die Mittelfußbetonung und die spezielle Sohlenform einfach merkwürdig an; ich habe mich schnell daran gewöhnt. Ein bisschen nervig war der fehlende Grip an einem der Schnürsenkel, der daraufhin dreimal aufging – ein Doppelknoten ist anzuraten. Das verringerte Spiel am Knöchel (dafür scheint besagte Kunststoffkappe verantwortlich zu sein) ist Gewöhnungssache aber willkommen.

Menschen mit großen Zehen kann das Netzgewebe stören. Unschön ist, dass selbiges nur eine arg bedingte Wasserdichtigkeit aufweist, im Regen nässt man sich gegebenenfalls die Socken ein. Alles in allem muss beim Asics Metaride die Frage erlaubt sein, ob man wirklich 250 Euro für einen Laufschuh ausgeben will. Ein Probelauf – der Hersteller gibt bei Registrierung eine Testphase aus – ist sicher sinnvoll.

(bsc)