Boom!

Ausprobiert: Harleys Infotainment-System "Boom! Box GTS"

In den USA kaufen Motorradfahrer bei Harley vor allem die Touring-Modelle. Deshalb bietet die Company seit langem moderne Infotainment-Systeme an. Die aktuelle Generation kommt mit schnellerer Hardware und Unterstützung für Apple CarPlay

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Die Kunden der Harley-Davidson Deutschland GmbH kaufen am liebsten die unverkleideten Milwaukee-Eisen. Im Heimatmarkt USA kaufen Motorradfahrer jedoch fast ausschließlich die Touring-Modelle von Road King bis Ultra Limited. Deshalb bietet Harley dort auch ein üppiges Infotainment-System an, das sogar Apple CarPlay unterstützt (Android Auto soll folgen). Wir schauen uns die neue Generation des „Boom! Box GTS“ genannten Systems einmal an.

Hardware

Gleich zu Anfang der Präsentation nannte Harleys Sprecher „schnellere Prozessoren“. Langsam setzt sich also glücklicherweise überall die Erkenntnis durch, dass es sich nicht lohnt, die Kunden mit langsamer Rechen-Hardware zu nerven, um ein paar Euro zu sparen. Die Oberfläche der Boombox bewegt sich dann auch tatsächlich flüssig und mit geringen Latenzen, wie wir sie vom Smartphone gewohnt sind. In der Navi-Ansicht gibt es je nach Zoom-Stufe auch flüssig scrollende 3D-Objekte.

Die Bildschirm-Auflösung hat sich von den 400 x 240 des Vorgängersystems auf 800 x 480 Pixel erhöht. Damit fallen im üblichen Betrachtungsabstand keine Pixelraster mehr auf und die Schriften sind schön scharf. Ähnlich wie Garmin im Zumo 590 verwendet Harley einen transflektiven TFT. Das heißt, dass außer einer starken Lampe hinter den Pixeln auch eine reflektierende Schicht Umgebungslicht zurück durch die Pixelfilter auf den Betrachter wirft. Das ist zur besseren Lesbarkeit in direktem Sonnenlicht gedacht.

Es funktioniert wie bei Garmin schon, aber (ebenfalls wie bei Garmin) leider nicht ganz so gut, wie es sich anhört. Die Reflektorfolie schafft nur ein mattes Bild, das man selbst in der Sonne ähnlich gut mit aktuellen transmissiven TFTs erhielte, also Schirmen, die nur auf starke Bildschirmbeleuchtung setzen. Dazu kommt, dass die Oberfläche des Displays spiegelt, den Betrachter also bei manchen Winkeln Sonne-Gesicht blendet. Meistens ist das aber kein Thema, weil das Display in der Schatten werfenden Frontverkleidung sitzt.

Bedient wird das System über kleine Joysticks links und rechts am Lenker oder über den Touchscreen. Die Eingaben erfasst dieser kapazitiv. Damit das mit Handschuhen und im Regen funktioniert, steuert eine Software die Empfindlichkeit entsprechend. So machen das auch Outdoor-Smartphones. Beim Test regnete es nicht, wir können daher nichts über Wassereignung sagen. Die Handschuhbedienung funktioniert jedoch problemlos.

Funktionsumfang

Die Boombox bringt ein Navi, ein Telefon-Interface für Gespräche über ein Helm-Headset und Audio-Ausgabe. An Audio-Quellen kennt das System USB-Massenspeichergeräte, UKW, DAB+, per Kabel angeschlossene Smartphones und Bluetooth Audio. Über Bluetooth Audio funktioniert dann zum Beispiel auch Spotify oder andere Streaming-Dienste. Im Prinzip ist alles so, wie man es aus einem modernen Auto kennt. Es flutscht auch ähnlich problemlos. Die Menustruktur könnte logischer sein, aber man lernt sie recht schnell auswendig mit ihren Eigenheiten, da Harley die Hierarchie recht flach hielt. Typische Smartphone-Gesten wie Wischen zum Scrollen oder der Pinch zum Zoomen erkennt das System wie gewohnt.