"Das ist kein Fork": AWS legt eine neue Distribution für Elasticsearch vor

Hundert Prozent Open Source: Das verspricht AWS mit seiner Distribution der Suchmaschine Elasticsearch. Alle neuen Features sollen aber auch im Original landen.

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AWS legt eine neue Distribution für Elasticsearch vor: "Das ist kein Fork"

(Bild: congerdesign, Pixabay)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Björn Bohn
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Amazon Web Services (AWS) hat eine neue Distribution für die Suchmaschine Elasticsearch vorgestellt. Unter dem Namen Open Distro for Elasticsearch schickt sich die Firma an, eine zu hundert Prozent quelloffene Variante von Elasticsearch unter der Apache-2.0-Lizenz zur Verfügung zu stellen. Dabei soll es sich allerdings nicht um einen Fork handeln. AWS verspricht, weiterhin Beiträge zur Weiterentwicklung der Original-Suchmaschine und zum Schwesterprojekt Kibana beizutragen.

In einem Blogbeitrag zum Thema legt AWS-Vizepräsident Adrian Cockcroft die Gründe für den Schritt dar. Elasticsearch habe eine Kernrolle in der Demokratisierung der Analyse von Maschinendaten gespielt und sei ein zentraler Bestandteil der täglichen Arbeit vieler Entwickler. Allerdings habe sich seit Juni 2018 immer mehr proprietärer Programmcode in die Codebasis eingeschlichen. Es gibt zwar noch einen Download unter der Apache-2.0-Lizenz, allerdings sei laut Cockcroft nicht klar, was Open-Source-Kunden bekommen und worauf sie sich verlassen können. Beispielsweise gäben weder die Release Notes noch die Dokumentation Aufschluss darüber, welche Bestandteile Open Source und welche proprietär sind – was zu rechtlichen Problemen im Unternehmenseinsatz führen kann.

Cockcroft erklärt weiterhin, dass AWS wohl Gespräche mit Elastic geführt habe, der Firma hinter Elasticsearch. Allerdings sei man auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen: AWS wollte den weiteren Aufbau einer reinen Community-Version unterstützen, allerdings hätten sie wohl klargemacht, dass sie ihre Arbeit wie bisher weiterführen möchten. Das sei Anlass für Amazon zu gehen, eine eigene Distribution zu starten.

Die nun von Amazon verwaltete Open Distro for Elasticsearch soll nun die Lücke einer reinen Open-Source-Variante füllen. Neben der Tatsache, dass das Projekt unter der Apache-2.0-Lizenz steht, möchte AWS es außerdem mit neuen Features anreichern. Es sei aber explizit kein Fork, alle Neuerungen sollen auch in der regulären Elasticsearch landen – so zumindest der Plan. Eine ähnliche Strategie hatte AWS bei ihrer eigenen OpenJDK-Distribution Amazon Corretto gewählt.

AWS bietet mit dem Amazon Elasticsearch Service einen eigenen verwalteten Dienst in der Cloud an. Einige der vorgestellten Features sind dort bereits verfügbar, der Rest soll in kommenden Updates folgen. Wie üblich bei AWS belaufen sich die Kosten auf Basis der tatsächlichen Nutzung.

[13.03.19, 07:30 Uhr] Elasticsearch-Erfinder und Firmengründer Shay Banon hat in einem Blogbeitrag Stellung zu Amazons neuer Distribution bezogen. Seit der Gründung von Elastic habe die Firma mit Angst, Verunsicherung und Zweifel (engl. Akronym FUD: Fear, Uncertainty, Doubt) seitens großer Firmen zu kämpfen gehabt. Darüber hinaus hätten Unternehmen immer wieder behauptet, gemeinsam mit Elastic zu arbeiten, obwohl das nicht stimmt: Banon nennt hier explizit Amazons Angebot Amazon Elasticsearch Service, das von Werner Vogels als Zusammenarbeit im Jahr 2015 angepriesen wurde.

Auch der Fork von Amazon sei nicht der erste in der Firmengeschichte von Elastic und wird nicht der letzte gewesen sein. Der Open-Source-Code von Elasticsearch sei immer der gleiche und unter der gleichen Lizenz geblieben, und auch mit reinen kommerziellen Features sei man immer offen umgegangen. Der kommerzielle Code sei eine "Inspiration" für viele gewesen, und viele Firmen hätten ihn einfach für ihre Dienste übernommen – so auch der neue Fork von Amazon. Allerdings haben sich dabei laut Banon immer wieder kritische Fehler in den Code eingeschlichen.

Amazon habe aber wohl tatsächlich versucht, eine engere Bindung zu Elastic aufzubauen. Allerdings lehne Elastic solche Beziehungen kategorisch ab, da sie jeden Entwickler gleich behandeln wollen und niemandem eine Sonderrolle einräumen möchten: Man solle einfach eine Pull Request senden, die Qualität würde für sich selbst sprechen. (bbo)