Europäisches Patentamt: Siemens stößt Huawei vom Thron der größten Anmelder

Insgesamt zählte das Europäische Patentamt 2018 den Rekord von 174.317 Patentanmeldungen. Die USA bleiben das aktivste Land, Asien ist weiter stark.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Europäisches Patentamt in München

Das Europäische Patentamt (EPA) in München.

(Bild: dpa, Frank Leonhardt)

Lesezeit: 3 Min.

Siemens war 2018 mit 2493 Einreichungen der größte Anmelder beim Europäischen Patentamt (EPA) und steht zum ersten Mal seit 2011 wieder an der Spitze des Unternehmensrangfolge. Der deutsche Elektroriese hat damit den chinesischen Netzwerkausrüster und Smartphonebauer Huawei ganz knapp mit acht Anträgen Vorsprung auf Platz zwei verwiesen. Es folgen die Koreaner Samsung und LG vor United Technologies aus den USA.

Die Zahlen stammen aus der Jahresstatistik 2018 , die das EPA am Dienstag veröffentlicht hat. Insgesamt erreichten die Münchner Behörde demnach 4,6 Prozent mehr Patentanmeldungen als 2017, was einem neuen Höchststand von 174.317 Anträgen entspricht. Europäische Unternehmen sind dabei in ihrem Heimatmarkt zusammengenommen weiterhin an der Spitze: Aus den 38 Mitgliedsstaaten der Europäischen Patentorganisation (EPO) stammten 47 Prozent aller Anmeldungen.

Auch asiatische Unternehmen zeigten sich laut dem Jahresbericht "gut positioniert", auch wenn das kombinierte Antragsvolumen aus China, Japan und Südkorea nur moderat auf 22,6 Prozent des Totals erhöht hat. Die USA bleiben mit 25 Prozent der Gesamtanmeldungen das anmeldestärkste Land, gefolgt von Deutschland, Japan, Frankreich und China.

Hierzulande führten 26.734 Anträge zu einem Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was der stärksten Zunahme seit 2010 entspricht. Das EPA führt dies ist in erster Linie auf einen Aufwärtstrend im Automobilsektor und in den angrenzenden Bereichen wie Sensoren und Messgeräte zurück, die als Grundsteine für das autonome Fahren gelten.

Das Technologiefeld mit der größten Anzahl der Anmeldungen ist bei einem Zuwachs von fünf Prozent die Medizintechnik geblieben. Am Rang zwei und drei liegen hier die Sektoren digitalen Kommunikation und Computertechnologie. Mit einem kombinierten Wachstum von 13 Prozent in den Bereichen Arzneimittel und Biotechnologie legte die "Life Sciences" innerhalb der Top-10-Gruppe der technischen Gebiete am stärksten zu. Die Anmeldezahlen in den führenden Technologiesegmenten zeigen, dass China und die Republik Korea in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) besonders stark wachsen. In beiden Ländern ist die Industrie hier hoch spezialisiert. Viele EPO-Staaten sind dem Amt zufolge aber technologisch "breiter aufgestellt".

Tatsächlich erteilt und veröffentlicht hat das EPA im vorigen Jahr 127.625 Patente. Das sind 21 Prozent mehr als 2017. Die Zahl aller durchgeführten Patentrecherchen, Sachprüfungs- und Einspruchsverfahren erhöhte sich um 3,9 Prozent. Die EPA-Spitze führt dies unter anderem auch auf "verbesserte interner Arbeitsabläufe" und die "Auflösung von Arbeitsrückständen bei Patentrecherchen" zurück. Fast 1000 Prüfer der Behörde hatten vor einem Jahr aber auch beklagt, dass sie aufgrund ständig erhöhter Produktivitätsziele ihre Aufgaben nicht mehr angemessen erfüllen könnten. (axk)