Captain Marvel: Nach den Skrulls kommen die Trolle

Auf Filmportalen wie Rotten Tomatoes kämpft der jüngste Film aus Disneys Marvel-Universum gegen eine Troll-Armee. Die Websites reagieren mit Einschränkungen.

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Captain Marvel: Nach den Skrulls kommen die Trolle

(Bild: Marvel/Disney)

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Die Premiere der Comicverfilmung "Captain Marvel" hat auf einigen US-Websites für verstärkte Trollaktivität gesorgt. Wie schon beim Remake von "Ghostbusters", dem Marvel-Blockbuster "Black Panther" und "Star Wars: Die letzten Jedi" hatte es das Filmkritikportal Rotten Tomatoes (RT) mit tausenden negativen Rezensionen und Kommentaren der Community zu tun. Auch auf Youtube und der IMDb wurde Stimmung gegen den Film gemacht.

Auf Rotten Tomatoes ging die erste Welle der negativen Reaktionen bereits vor dem Kinostart in der vergangenen Woche ein. Zehntausende Kritiken und Kommentare senkten die Publikumsnote des Films – ein aus allen Bewertungen ermittelter Durchschnittswert – erheblich ab. Schon am Premierentag hatte "Captain Marvel" über 50.000 Bewertungen und eine Publikumsnote von 33 Prozent. Rotten Tomatoes, das zum Warner-Bros-Konzern gehört, hatte daraufhin zahlreiche Bewertungen gelöscht und die Bewertungsmöglichkeiten des Films eingeschränkt.

Auch auf Youtube tauchten zahlreiche Videos auf, in der Stimmung gegen den Film und seine Hauptdarstellerin Brie Larson gemacht wurde. Youtube hat einem Bericht von The Verge darauf reagiert und den Suchbegriff "Brie Larson" als nachrichtenwürdig eingeordnet. Dadurch bevorzugt der Suchalgorithmus des Videoportals Beiträge von anerkannten Massenmedien, die Rants einzelner Youtuber fallen unter den Tisch.

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Die Attacken auf den Film und die Hauptdarstellerin sind vor dem Hintergrund der wachsenden politischen und kulturellen Spaltung der US-Gesellschaft zu sehen, deren Konflikte insbesondere auf Social Media ausgetragen werden. Comic- und Genrefans begehren auf, weil sie die in den Verfilmungen verpackten politischen Botschaften als Verrat am Quellmaterial empfinden. Dazu gesellen sich die obligatorischen Trolle, die solche Auseinandersetzungen genüsslich anheizen, und ideologisch motivierte Störenfriede.

Bei "Captain Marvel" richtet sich die Wut des Internets auch gegen die Hauptdarstellerin. Larson hatte "Captain Marvel" vor dem Kinostart als "großen, feministischen Film" gelobt. Zudem hatte sie kritisiert, dass Rezensenten überwiegend männlich seien und sich für mehr Vielfalt in der Filmkritik ausgesprochen. "Ich muss nicht wissen, was einem 40-jährigen weißen Kerl an 'Das Zeiträtsel' nicht gefällt, der Film ist nicht für ihn gemacht", hatte Larson im vergangenen Sommer erklärt – und damit auch eine eigenwillige Vorstellung von Filmkritik demonstriert.

Der Online-Aufruhr gegen den Film zeigt – wie die vorherigen bei "Die letzten Jedi", "Black Panther" oder dem Ghostbusters-Remake – dass sich Algorithmen auch instrumentalisieren lassen. Die Plattformbetreiber versuchen, mit Einschränkungen und Hausverboten gegenzusteuern. Rotten Tomatoes wird dabei auch Opfer des eigenen Erfolgs: Der "RT Score" ist für Trolle ein attraktives Ziel. Denn der Durchschnittswert ist inzwischen auch ein wichtiges Marketing-Instrument für die Filmbranche, die bei solchen Vorfällen Angst um ihre Einspielergebnisse hat.

Diese Angst ist bisher zumindest unbegründet. Knapp eine Woche nach dem weltweiten Kinostart nähert sich das Einspielergebnis der 500-Millionen-Dollar-Grenze. Auch in Deutschland ist "Captain Marvel" an die Spitze der Kino-Charts gestürmt. 640.081 Besucher sahen Larson als Airforce-Pilotin Carol Danvers, die die Explosion eines futuristischen Antriebs überlebt, unermessliche Superkräfte entwickelt und als Captain Marvel gegen die außerirdischen Skrulls kämpft.

Schon bald wird "Captain Marvel" wieder über die Leinwand flimmern: Die Superheldin stößt in "Avengers: Endgame" zu den Avengers. Nachdem es die kostümierten Rächer in "Infinity War" ganz schön durchgerüttelt hat, können sie jede Unterstützung brauchen. Kinostart ist am 24. April.

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(vbr)