NSA-Skandal: The Intercept schließt Snowden-Archiv und entlässt Mitarbeiter

The Intercept wurde gegründet, um die Snowden-Dokumente aufzubereiten. Dann erweiterte das Magazin seinen Fokus. Mit den NSA-Enthüllungen soll nun Schluss sein.

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Edward Snowden

(Bild: dpa, Friso Gentsch)

Lesezeit: 2 Min.

Das US-Medienunternehmen First Look Media schließt sein Snowden-Archiv und entlässt Mitarbeiter, um sich auf "andere redaktionelle Prioritäten" zu konzentrieren. Das berichtet The Daily Beast unter Berufung auf eine interne E-Mail von Michael Bloom, dem Chef des Unternehmens. Der milliardenschwere eBay-Mitgründer Pierre Omidyar hatte First Look Media 2013 gegründet und die Snowden-Vertrauten Glenn Greenwald sowie Laura Poitras als Mitarbeiter gewonnen. Sie sollten den gewaltigen Datenschatz mithilfe des Magazins The Intercept der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

The Intercept war Anfang 2014 eröffnet worden und konzentrierte sich auf die NSA-Dokumente, die Edward Snowden an sich gebracht hatte. Das Portal sollte die Enthüllungen fortführen, die vorher vor allem über etablierte Medien wie den britischen Guardian oder die Washington Post erfolgt waren. Später hatte das Onlinemagazin aber immer weitere Themenfelder erschlossen und zuletzt etwa Googles Pläne für eine Rückkehr auf den chinesischen Markt öffentlich gemacht. Berichte, denen die Snowden-Dokumente zu Grunde lagen, hatte es aber weiter gegeben.

Laut The Daily Beast bedankte sich First Look Media nun bei Poitras und Greenwald dafür, dass sie die NSA-Dokumente zur Verfügung gestellt hätten. 2016 hatte Greenwald angekündigt, dass The Intercept kontinuierlich Snowden-Dokumente öffentlich machen wollte, die angemessen aufbereitet sein sollten. Entfernt wurden etwa die Namen niedrigrangiger NSA-Mitarbeiter und Informationen, deren Veröffentlichung Unschuldige in große Gefahr bringen könnte. Der bislang letzte dieser Datensätze steht seit August 2018 im Netz. Sowohl First Look Media als auch Glenn Greenwald hoffen nach ihren Aussagen, dass ein neuer Partner für die Aufarbeitung der Snowden-Dokumente gefunden werden kann, etwa an einer Universität.

Die Snowden-Vertraute Laura Poitras, die für ihren Dokumentarfilm Citizenfour den Oscar bekommen hatte, ist dem Bericht zufolge nicht einverstanden mit der Entscheidung von First Look Media. Der Entschluss, 4 Prozent der Mitarbeiter zu entlassen, mache sie genauso krank wie jene, das Archiv zu schließen. Weder sie noch der Verwaltungsrat sei in die Entscheidung eingebunden worden, kritisiert Poitras laut E-Mails, die ebenfalls von The Daily Beast zitiert werden. Die Dokumentarfilmerin hatte The Intercept 2016 verlassen und an einem Filmprojekt für First Look Media gearbeitet. (mho)