Die dreifache Pest

"Mitdenkende" Software macht das Leben nicht einfacher – im Gegenteil.

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Sie sind eine dreifache Pest, die digitalen Helfer, die sich zunehmend auf Desktops und Smartphones breitmachen. Erstens funktionieren sie schlecht, zweitens sind sie übergriffig, drittens behindern sie klassische Wege, die Dinge zu erledigen.

Nehmen wir Google Fotos: Da erscheinen auf einmal Alben, die ich nicht selbst angelegt habe, aber auch nicht löschen kann. Sie tragen beknackte Titel wie "Orte" (gibt es irgendein Foto, was nicht an einem bestimmten Ort gemacht wurde?) oder "Dinge & Tiere" (wohl als Resterampe für alles, was keine Menschen zeigt. Komisch nur, dass darin trotzdem Menschen vorkommen). Die weitere Kategorisierung funktioniert eher schlecht als recht: So wurden Bilder vom letzten Skiurlaub als "Rucksacktourismus" eingestuft – wohl, weil auf irgendeinem Bild ein Rucksack zu sehen ist.

Noch gravierender ist der Umstand, dass Google überhaupt einen Bilderkennungsalgorithmus über meine Bilder laufen lässt – selbst, wenn ich sie nirgendwo hochgeladen habe, und sie nur auf dem internen Speicher des Geräts bleiben. Was genau passiert mit dem Daten, wo liegen sie, wer hat noch Zugriff darauf?
Im Gegenzug für diesen Pseudo-Bequemlichkeitsgewinn ist die manuelle Bedienung umständlicher als je zuvor: Will ich Urlaubsbilder in einen bestimmten Ordner verschieben, muss ich mich immer wieder durch die ganze Ordnerstruktur klicken. So weit, mir regelmäßig benutzte Ordner zuerst anzuzeigen, reicht die Intelligenz des Programms dann doch nicht.

Richtig hässlich wird es, wenn ich die Dateien vom Smartphone dann auf den Desktop-Rechner ziehen will – ganz konventionell über USB-Kabel unter Umgehung sämtlicher Google-Server. Es braucht gewissen Spürsinn, sie überhaupt im Verzeichnis zu finden. Dabei musste ich auch lernen, dass "Ordner" nicht dasselbe sind wie "Alben". Wozu diese Unterscheidung? Warum muss ich mich da nun hereinfuchsen? Wem soll sie das Leben einfacher machen?

Dieselbe Tendenz, wenn auch weniger ausgeprägt, beobachte ich auch bei Windows 10. Das Versprechen, durch eine Art "mitdenkende" Software das Leben der Nutzer leichter machen zu wollen, ist eine Lüge. Sie macht mir im Gegenteil das Leben schwerer, weil ich nun meinerseits ständig mitdenken muss, was für einen Unfug die Assistenten gerade wieder anstellen und wie ich das verhindern kann. Sie dienen meinem Eindruck nach eher als Flaschenhals für jede Interaktion, durch die Anbieter wie Google und Microsoft ihre Nutzer noch genauer ausspähen können, um sie dann noch abhängiger von ihrer Bemutterung zu machen.

(grh)