Spätzünder

Fahrbericht Triumph Speed Twin

Es war ein Vergnügen, die neue Triumph Speed Twin ausgiebig zu fahren. Das Naked Bike im Retro-Look ist eine ausgesprochen runde Sache, das hohe Drehmoment von 112 Nm in Kombination mit dem agilen Handling bringt ausgesprochen hohen Fahrspaß

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Triumph Speed Twin 15 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Die Speed Twin kommt spät, aber gewaltig. Normalerweise stellt Triumph erst das Basismodell vor, um dann sukzessive die teureren Varianten nachzuschieben. Bei den 1200ern der Modern-Classics-Baureihe gingen die Briten den umgekehrten Weg.

Zuerst erschien vor drei Jahren die Bonneville T120 (Test) als Reinkarnation eines 60er-Jahre-Bikes und die Thruxton als nostalgischer Café Racer, dann rückte ein Jahr später die Bobber mit ihrem Single-Sitz (Test) in den Focus, ergänzt von der zweisitzigen Speed Master, und letzten Herbst wurde die bildschöne Scrambler präsentiert. Doch es fehlte noch ein günstiges Naked Bike als Einstiegsmodell. Das hat Triumph nun endlich nachgeholt mit der Speed Twin, benannt nach einem wegweisenden Modell von 1938.

Die Optik der Speed Twin darf als sehr gelungen gelten und besticht durch ihre einfache, aber klare Linienführung. Sie verkörpert die authentische Fahrmaschine ohne überflüssigen Schnickschnack und erfreut dennoch mit hübschen Details. Instrumenten-Einfassung, Drosselklappengehäuse und Fersenschutz bestehen aus gebürstetem Aluminium. Die Scheinwerferhalterung und die beiden Kotflügel bestehen ebenfalls aus dem Leichtmetall. Dazu kommen noch filigrane Fußrasten und Lenkerendenspiegel.

Mächtiger Schub

Angetrieben wird die Speed Twin von der High-Power-Variante des 1200-cm3-Reihenzweizylinders wie er schon in der Thruxton (Test) seinen Dienst versieht. Er unterscheidet sich vom 1200er-High-Torque-Motor durch mehr Leistung, es sind 97 PS bei 6750/min, sein maximales Drehmoment von 112 Nm liegt dafür erst später an, nämlich bei 4950/min – absolut betrachtet aber immer noch recht früh.

Genau von diesem mächtigen Punch aus dem Drehzahlkeller lebt die Speed Twin. Die 1200er braucht keine hohen Drehzahlen, sondern stampft los wie eine Englische Bulldogge auf Steroiden. Ab 2000 Touren stehen bereits über 100 Nm an, aber sie scheut auch keine Drehzahlorgien – im Gegenteil: Die beiden Kolben stürmen locker bis zum roten Bereich bei 7000 Umdrehungen pro Minute. Die Speed Twin schiebt selbst mit zwei Personen im Sattel noch heftig an, da macht ihr kaum eine Konkurrentin etwas vor. Dabei legt die Triumph durchaus feine britische Manieren an den Tag, Vibrationen sind ihr weitgehen fremd, das Ansprechverhalten der Einspritzung ist tadellos.

Ihr Getriebe schaltet sich butterweich und exakt, auch an der Anti-Hopping-Kupplung samt des einstellbaren Kupplungshebels ist nichts auszusetzen. Der Auftritt wird untermalt vom Poltern aus den zwei mattschwarzen Schalldämpfern, das aber nie aufdringlich wird.

Federleichtes Einlenken

Am meisten verblüfft aber das federleichte Einlenken der Speed Twin. Selten ist ein großes Naked Bike so agil ums Eck geflitzt. Hier kommt der 1200er ihr geringes Gewicht entgegen. Triumph hat am Motor der Thruxton gleich zweieinhalb Kilo abgezwackt, indem an der Kupplung Material eingespart wurde und die Nockenwellendeckel aus Magnesium bestehen. Außerdem hat sie eine leichtere Batterie und steht, statt auf relativ schweren Drahtspeichenfelgen, auf Aluminium-Gussfelgen. Insgesamt purzelten so sieben Kilogramm, die Speed Twin bringt es auf ein Leergewicht von 214 kg.