Kanada geht elektrisch in die Luft

Eine Seeflugzeuglinie lässt ihre Maschinen für den E-Kurzstreckenverkehr umrüsten. CO2-neutral ist sie schon.

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Kanada geht elektrisch in die Luft

(Bild: "Harbour Air Floatplane" / Ccyyrree / Wikipedia / CC0)

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An elektrisch betriebenen Luftfahrzeugen wird schon seit längerem geforscht. Egal ob Boeing, Airbus, die NASA oder das DLR – alle hoffen baldmöglichst auf ein Ende der CO2-trächtigen Verbrennungsmotoren. Doch bevor die erste größere Passagiermaschine mit E-Motor durchstartet, dürften noch Jahre vergehen.

Oder vielleicht doch nicht? Die kanadische Seeflugzeuglinie Harbour Air will die Technik für ihre Gefährte bereits ab diesem Jahr im Passagierbetrieb einsetzen. Dabei nutzt sie keine neuen Elektromaschinen, sondern rüstet bestehende um.

Die erste soll eine De Havilland Beaver sein, die sechs Passagiere tragen kann. Statt den Turbopros von Pratt & Whitney wird hier ein 560-KW-E-Motor eingebaut, versorgt mit Lithium-Ionen-Akkupacks. Die Reichweite beträgt zwar nur 160 Kilometer, doch das reicht für die Kurztripps die Harbour Air etwa um Vancouver herum anbietet, beispielsweise mal eben kurz hoch in den Skiort Whistler. Der Batteriesatz wiegt rund 100 kg.

Die Technik für die Umrüstung stammt von der Firma MagniX aus Washington, die von einem ehemaligen Boeing-Manager geleitet wird. Der verspricht, dass der Umbau zum E-Flugzeug nicht länger dauert als eine Maschinenüberholung. Dabei komme es nur darauf an, das richtige Gefährt zu finden – Großmaschinen sind das nicht, so Roei Ganzarski zum Wissenschaftsmagazin "Spectrum". Neben der Beaver sind auch Kompaktflieger wie die Cessna 208 Caravan denkbar, die auch dem Frachtverkehr dienen.

Harbour Air nimmt sich viel vor. Die Airline betreibt rund 30 Seeflugzeuge in Vancouver und Umgebung sowie bis hinunter ins amerikanische Seattle. Dabei handelt es sich um Maschinen mit einer Maximalkapazität von 18 Personen, die im Hafen starten und dort auch wieder landen.

CO2-neutral will Harbour Air, dessen Hauptquartier in Richmond, British Columbia, liegt, bereits sein. Laut eigenen Angaben zahlt die Airline bereits seit 2007 jedes Jahr Klimaausgleich für den Flugbetrieb. Man sei die erste CO2-neutrale Fluglinie auf dem amerikanischen Kontinent. 30.000 Flugbewegungen werden durchgeführt und 500.000 Passagiere pro Jahr transportiert – auf Ausflügen, Kurztripps und mehr.

MagniX sieht im Umbau der Maschinen nur den Anfang. Mit neuen Akkutechnologien soll die Reichweite auf zwischen 800 und 900 Kilometern angehoben werden. Harbour Air plant, seine gesamte Flotte in den E-Betrieb zu überführen – sollte alles technisch glattgehen wie geplant.

Für die Fluglinie hätte das mehrere Vorteile. So setzt sie die bisher mit Geld erreichte CO2-Neutralität dann auch praktisch um. Zudem gibt es ein großes Ersparnispotenzial beim Treibstoff. Dessen Preise schwanken deutlich mehr als die von elektrischem Strom. Zudem hofft man auf geringere Wartungskosten, da E-Motoren weniger Verschleißteile aufweisen. Allerdings muss das Unternehmen seine Mitarbeiter auch entsprechend ausbilden.

(bsc)