Deutscher Spielemarkt wächst – vor allem dank In-Game-Käufen

Der deutsche Spielemarkt hat insgesamt um 9 Prozent zugelegt. Dieses Wachstum schultern in erster Linie In-Game-Käufe. Hardware-Sales brachen ein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 45 Kommentare lesen
Gamescom in Cologne
Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der Videospiele-Markt hat in Deutschland zwischen 2017 und 2018 um 9 Prozent zugelegt. Das teilte der Verband der deutschen Games-Branche "game" mit. Der Gesamtumsatz stieg von 4 Milliarden Euro 2017 auf 4,37 Milliarden Euro 2018. Für das Umsatzplus waren in erster Linie In-Game-Käufe verantwortlich. Der Umsatz stieg von 1,52 auf 1,95 Milliarden Euro, damit machen In-Game-Käufe mittlerweile den Löwenanteil am Gesamtumsatz der Branche aus.

Zu den In-Game-Käufen zählen Gegenstände wie Kostüme oder Waffen, die gegen zusätzliches Geld freigeschaltet werden müssen. Auch Lootboxen, kostenpflichtige Pakete mit zufälligem Inhalt, gehören zu dieser Kategorie. Solche In-Game-Käufe sind das primäre Geschäftsmodell von Free2Play-Titeln, die kostenlos spielbar sind und sich über den Verkauf einzelner Items finanzieren.

Der Gesamtumsatz der Spielebranche ist zwischen 2017 und 2018 gestiegen. Die Hardware-Umsätze brachen aber ein.

(Bild: game)

Dass In-Game-Käufe so stark sind, liegt vor allem an der Popularität dieser Free2Play-Titel: Titel wie Fortnite, Apex Legends oder League of Legends gehören zu den meistgespielten Videospielen überhaupt. Auf dem starken Markt für Mobilspiele sind Free2Play-Modelle ebenfalls die Norm.

Aber auch kostenpflichtige Games wie PUBG oder Far Cry verkaufen mittlerweile zusätzlich zum Kaufpreis kostenpflichtige Items. Diese Methoden sind nicht unumstritten: Gerade die Lootboxen mit ihren im Voraus unbekannten Inhalten stehen oft in der Kritik, dem Glücksspiel sehr ähnlich zu sein.

Ebenfalls zulegen konnte der Einzelmarkt der Online-Abos. Darunter versteht der Branchenverband game unter anderem Spiele-Abo-Dienste wie Xbox Live Gold oder Origin Access. Auch Cloud-Gaming-Dienste wie Playstation Now fallen in diese Kategorie. Der Markt konnte seinen Umsatz von 2017 zu 2018 auf 353 Millionen Euro fast verdoppeln. Separat gezählt werden Abonnements einzelner Spiele, wie man sie zum Beispiel von World of Warcraft kennt. Solche Modelle sind heute eher selten, das Volumen fiel auf 125 Millionen Euro.

Die wichtigsten Spiele 2018 (12 Bilder)

The Walking Dead: The Final Season

Mach's gut, Telltale! Das Studio, das Adventure-Klassiker wie Sam & Max und Tales of Monkey Island entwickelt hat, gibt es nicht mehr. Es wurde aufgelöst, nachdem das Spiele-Konzept, das The Walking Dead und Tales from the Borderlands zu Erfolgen gemacht hat, irgendwann dann doch zu ausgetreten war. Die jüngeren Telltale-Titel spielten sich allesamt wie interaktive Filme, die dem Spieler Entscheidungsfreiheit zumindest vorgaukelten.
Das klappte mal besser, mal schlechter, eine eigene Identität hatten die Telltale-Spiele aber auf jeden Fall. Damit ist nun Schluss: Mitten während der Entwicklung von The Walking Dead: The Final Season wurden die Mitarbeiter ohne große Umschweife rausgeschmissen, die Verkaufszahlen waren einfach nicht mehr gut genug. Damit ist auch der einzigartige Telltale-Stil Geschichte. Mit einer Ausnahme: Die finale Staffel von The Walking Dead soll noch von Skybound Entertainment über die Ziellinie gebracht werden. Die Fans dürfen also noch ein letztes Mal mit Clementine vor Zombies flüchten.

(Bild: Telltale Games)

"Der Games-Markt ist auch 2018 in Deutschland stark gewachsen und hat damit abermals seine Sonderstellung unter den Medien- und Kulturmärkten unterstrichen“, kommentiert game-Geschäftsführer Felix Falk die Zahlen. „Der einfache Zugang zu Computer- und Videospielen, ob in einem Abonnement- und Cloud-Dienst oder als Free2Play-Titel, spielt eine immer wichtigere Rolle. Auch die Unterstützung einzelner Titel über mehrere Jahre hinweg, deren Weiterentwicklung häufig über In-Game-Käufe finanziert wird, hat an Bedeutung weiter zugenommen.“

Der Umsatz mit dem Verkauf von Spielen schrumpfte hingegen. Das dürfte neben der Beliebtheit von Free2Play-Spielen auch an der alternden Konsolengeneration liegen: Xbox One und Playstation 4 haben mittlerweile einige Jahre auf dem Buckel und werden voraussichtlich in den kommenden Jahren abgelöst.

Auch in den Hardware-Verkäufen schlägt sich das Alter der aktuellen Konsolengeneration nieder: Der Markt schrumpfte deutlich auf 859 Millionen Euro. Die verwendeten Daten basieren laut game auf Erhebungen des GfK Consumer Panels, der GfK Entertainment, der GfK POS Measurement und App Annie. (dahe)