Paukenschlag: Intel wirbt Nvidias Tech-Marketing-Chef ab

Mit Tom Petersen wechselt ein weiterer Branchenveteran die Seiten. Er ist ein weiterer Neuzugang einer Reihe von GPU-Experten, die Intel um sich schart.

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Intel wirbt Grafik-Spezialisten ab - auch bei Nvidia

Gerenderte Grafikkarte aus Intels erstem Teaservideo zu den Xe-Beschleunigern.

(Bild: Intel)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst

Seit über einem Jahr stellt Intel immer mehr Entwickler und Manager aus der GPU-Szene ein. Nun hat Tom Petersen als erster vergleichsweise bekannter Nvidia-Manager bei Intel als Senior Fellow des GPU-Teams angeheuert. Petersen, bisher Nvidias Director of Technical Marketing, gab kürzlich auf seiner Facebook-Seite seinen Abschied bei Nvidia bekannt.

Dieser Schritt ist bemerkenswert, weil sich Nvidia auf unbekannte Weise bisher recht gut gegen Intels Einkaufstour wehren konnte. Tom Petersen, den heise online in seiner Position bei Nvidia mehrfach traf, ist ein profunder Kenner der Halbleiterindustrie. Nach drei Abschlüssen, unter anderem einem Master im Fach Electrical Engineering mit der Spezialisierung auf Computer-Architektur, begann er als CPU-Entwickler 1992 bei IBM. Dort arbeitete er etwa an der PowerPC-Prozessorarchitektur mit, die beispielsweise Apple später verwendete. Später folgten Stationen bei Broadcom und MIPS, bis er 2005 bei Nvidia tätig wurde.

Dort war er unter anderem maßgeblich an der adaptiven Bildsynchronisierungstechnik G-Sync beteiligt, wovon auch eines seiner Patente zeugt. Zudem setzte Nvidia ihn für das technische Marketing und Ansprechpartner für die Presse ein. Allein sein sich daraus entwickeltes Kontaktnetzwerk macht ihn interessant für Intels GPU-Team.

Bereits im November 2017 hatte Intel Raja Koduri zu sich geholt, der im Laufe seiner Karriere unter anderem für S3 Graphics, Apple und AMD als leitender Mitarbeiter im Bereich des Visual Computing und Grafikarchitektur tätig war. Er steht seitdem dem Bereich Core and Visual Computing als Senior Vice President und Chef-Architektur vor. Einen echten ATI/AMD-Veteranen hatte Intel ein halbes Jahr später in der Person von Chris Hook zum Wechsel überredet. AMDs ehemaliger Marketing-Chef hatte schon zu ATI-Zeiten mit Jon Carvill zusammengearbeitet – dieser kam Ende 2018 als Teil des technischen Marketings zurück zu Intel.

Eigene Talente, wie den früheren Grafikchef und aktuellen Vice President Ari Rauch, konnte Intel halten. Rauch soll sich dem Vernehmen nach persönlich um Tom Petersen bemüht haben. Das neue Team soll sich offenbar vorwiegend um die für 2020 angekündigten Xe-Grafikkarten kümmern, die nächste integrierte Gen11-Grafik ist bereits fertig.

Xe soll Intels erste neue diskrete GPU-Generation seit dem 1998 vorgestellten i740 werden – dieser Chip, und seine beiden dann 1999 eingestellten Nachfolger, blieben im damals explodierenden Markt der 3D-Beschleuniger erfolglos. Später floppte dann der nächste Anlauf mit Larrabee noch vor dem Marktstart, aus ihm wurden danach die Xeon-Phi-Beschleuniger, nur eben ohne GPU-Funktion. Und auch die sind schon Geschichte.

Hinsichtlich der kommenden Xe-Generation hat sich Intel bisher weder zu Spezifikationen noch zu besonderen Alleinstellungsmerkmalen bekannt. Durch das Abwerben von in der Grafikbranche bekannten Spezialisten steigert Intel zumindest die Erwartungshaltung auf die bereits im kommenden Jahr erwarteten High-End-Grafikkarten. (mfi) / (nie)