Fujifilm XF10 im Test: edle Kompaktkamera unter 500 Euro

Großer Sensor, kompaktes Gehäuse: Fujifilms XF10 will als unkomplizierte Immer-dabei-Kamera punkten. Wir haben getestet, ob das wirklich funktioniert.

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Edle Kompakte unter 500 Euro: Fujifilm XF10 im Test
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Inhaltsverzeichnis

Von ihrem zurückhaltenden Äußeren können Fotografen kaum auf ihr exotisches Innenleben schließen: Fujifilmx XF10 ist eine Kompaktkamera mit APS-C-Sensor. Und damit gehört sie zu einer äußerst raren Spezies, deren andere Vertreter schnell aufgezählt sind: Ricoh GR (III), Canon G1 X Mark III, Fujifilm X100(F). Doch eines hat die XF10 auch ihnen voraus. Mit einem Preis von unter 500 Euro ist sie die Günstigste in diesem Gespann. Selbst Edelkompakte mit dem kleineren Typ-1-Zoll-Sensor sind in der Regel teurer.

Die XF10 richtet sich vordergründig an eine jüngere Zielgruppe und legt daher einen Schwerpunkt auf Software-Spielereien. Filter für Sternmuster an hellen Bildstellen, Fischaugen- oder Miniatureffekte bekommen auf dem Moduswahlrad einen eigenen Reiter. Ein spezieller Porträtmodus rechnet gleich die Haut weicher und der Selbstauslöser reagiert auf Lächeln und Gruppen. Natürlich reagiert der Monitor auf Touchgesten und auch WLAN und Bluetooth für den Austausch mit dem Smartphone gehören zum Funktionsumfang.

Fujifilm XF10 in Bildern (5 Bilder)

Die Fujifilm XF10 ergänzt Fujifilms Angebot an hochwertigen Kompaktkameras. Sie arbeitet mit einem APS-C-Sensor und soll ab August 2018 für knapp 500 Euro in Schwarz und Gold erhältlich sein.
(Bild: Fujifilm)

Doch an anderer Stelle merkt man der XF10 den Preis an. Der Touchscreen ist beispielsweise nicht klappbar und deshalb unpraktisch für Selfies. Mit 1,04 Mio. Pixeln (720 × 480 Bildpunkte) ist seine Auflösung nicht gerade üppig, sodass eine kritische Schärfebeurteilung kaum gelingt. Ein Sucher fehlt gleich ganz. Mit einem Metallgehäuse wie es die Ricoh GR III zu bieten hat, kann die XF10 ebenso wenig aufwarten wie mit Wetterfestigkeit. Und obwohl sie das X im Namen trägt, hat sie nur einen einfachen APS-C-Sensor mit Bayer-Pattern-Farbfilter. Den typischen X-Trans-APS-C-Chip mit einem unregelmäßigen 6x6-Farbraster behält Hersteller Fujifilm seinen teureren Modellen vor. Er ist besonders für sein hohes Schärfepotenzial bekannt.

Fujifilm-typischer arbeitet die Kamera dafür mit einer Festbrennweite mit 28 Millimetern und Offenblende f/2.8. Zommen ist damit nicht drin, wer sein Motiv größer auf den Sensor bannen will, muss näher herangehen oder später mit Ausschnitten arbeiten. Für den Notfall hat die XF10 eine Digitalzoom-Funktion an Bord.

Das güldene Gehäuse unserer Testkamera wirkt sehr aufgeräumt. Nur wenige — dazu noch vergleichsweise kleine — Tasten tummeln sich hier. Ein Moduswahlrad führt zu den Belichtungsautomatiken. Neben P, A, S und M aktivieren Fotografen darüber auch eine Vollautomatik, die die Kamera-Einstellungen selbstständig anpasst. Dazu gelangen sie über das Wahlrad zu Szenenprogrammen für Porträt, Landschaft und Co. sowie zu besagten Effektfiltern.

Was wären Kameras heute ohne Effektfilter? Die XF10 beherrscht auch etliche davon und die bekommen auf dem Menüwahlrad sogar ein eigenes Icon, damit Fotografen sie nicht erst im Menü suchen müssen.

Wer nicht der Kamera das Ruder überlassen will, der wird sich über die zwei Einstellrädchen freuen, sowie über zwei belegbare Funktionstasten. Dazu spendiert Fujifilm ein Quickmenü unter der Tasten "Q", das die wichtigsten Funktionen und Einstellungen auf einen Blick zeigt. Auch den flott reagierenden Touchscreen bindet der Hersteller sinnvoll ein. Über ihn setzen Fotografen den Fokuspunkt oder wechseln über Softbuttons den Filmsimulationsmodus. Des weiteren können sie bestimmte Wischgesten wie Funktionstasten einsetzen und so beispielsweise das Bildformat anpassen. Insgesamt schafft der Hersteller so mit relativ wenigen Bedienelementen viele Direktzugriffe über das Gehäuse, sodass die XF10 auch für erfahrene Fotografen eine gute und flexible Zweitkamera sein kann.

Die Fujifilm XF10 kommt mit Anschlüssen für Mikrofon und Fernauslöser, HDMi (Typ D) sowie Micro-USB.

(Bild: Fujifilm)

Gerade für Street-Fotografie, die von perfektem Timing lebt, drängt sich die XF10 gerade zu auf. Ihre lichtstarke Festbrennweite deckt einen Bildwinkel von etwa 75 Grad ab, was 28 Millimetern an einer Kleinbildkamera entsprechen würde. Diese eher weitwinkelige Brennweite eignet sich auch besonders, um Menschen in ihrer Umgebung einzufangen. Und dafür hält der Fokus der XF passend eine Schnappschuss-Funktion bereit, die ihn auf zwei Meter bei f/8.0 beziehungsweise fünf Meter bei f/5.6 fixiert. Damit erstreckt sich die Schärfentiefe bei dem Sensor und der Brennweite schon über etliche Meter, da kann nicht viel schief gegen. Im Gegenteil: Ohne Auslöseverzögerung ist die XF10 sofort schussbereit und verliert den perfekten Moment nicht an einen suchenden Autofokus. Und der ist tatsächlich nicht der schnellste. In unserem Versuchen gönnte sich die Kamera eine Auslöseverzögerung mit Autofokus von immerhin etwa 0,5 Sekunden.

Schmerzlich vermisst haben wir einen Bildstabilisator, den sich Fujifilm leider spart. Gerade Aufnahmen, die nicht aus sicherem Stand heraus aufgenommen werden, zeigen bei eigentlich noch beherrschbaren Belichtungszeiten von 1/40s leichte Mikro-Verwacklungen. Ihnen fehlt das letzte Quäntchen Schärfe, das die Kamera vom Stativ aus selbstverständlich liefert. XF10-Fotografen sollten deshalb besser ein ruhiges Händchen haben.

Sind die hippen Straßenszenen im Kasten, können sie auch gleich auf Tablet oder Smartphone übertragen werden. Dazu arbeitet die XF10 mit WLAN beziehungsweise Bluetooth, wobei Letzteres hauptsächlich der besonders komfortablen — weil automatischen — Koppelung mit dem Smartphone dient. Bilddateien selbst werden via WLAN übertragen. Dazu bedarf es außerdem noch der "Fujifilm Camera Remote"-App. Mit ihrer Hilfe tauschen Fotografen nicht nur Bilder aus, sie können die XF10 damit auch fernsteuern und fernauslösen.

Die Fujifilm Camera-Remote-App erlaubt es Fotografen, das Smartphone als Fernbedienung oder Fernauslöser zu nutzen, außerdem können so Ortsdaten des Smartphones mit den Kamerafotos verknüpft werden.

Die Fernbedienung ist ein mächtiges Werkzeug, mit dem Fotografen umfassend in die Kamera eingreifen können. Neben der ISO-Empfindlichkeit wechseln sie so auch den Filmsimulationsmodus.

Die Fernbedienung kann dabei umfassend in die Kamera-Einstellungen eingreifen und so beispielsweise die ISO-Empfindlichkeit sowie die Belichtungskorrektur anpassen oder aber zwischen Foto- und Videomodus hin- und herschalten. Um scharf zu stellen, tippen Fotografen einfach auf einen gewünschten Bildausschnitt des Smartphone-LiveViews.

Vom Smartphone übernimmt die XF10 auch das Laden über USB und Netzadapter. Ein eigenes Ladegerät mit dem man den Akku unabhängig vom Kamergehäuse auffrischen kann, fehlt im Lieferumfang. Es kann allerdings für etwas mehr als 50 Euro dazu gekauft werden.

Die APS-C-Kompakte liefert im Labor ordentliche, aber keine überragenden Messwerte ab. So startet sie bei niedrigster Empfindlichkeit mit einem Visual Noise (VN) von 1,2. Der VN bezeichnet den subjektiven Rauscheindruck. Werte bis 0,8 stehen dabei für weitgehende Rauschfreiheit, Werte bis zwei für einen geringen, Werte bis drei für einen mäßig und Werte über drei für einen deutlich störenden Rauscheindruck. Die zweier Marke erreicht sie erst ab ISO 6400, selbst bei ISO 12.800 liegt sie noch knapp unter drei. Damit liegt die XF10 auf dem Niveau, das auch Canons APS-C-Kompakta G1 X Mark III in unserem Test erreichte. Sie kam bei niedrigster Sensorempfindlichkeit auf einen VN von 1,3. Auf diesem Level bewegen sich auch die Einsteiger-DSLR-Modelle mit APS-C-Sensor. Auffällig ist, dass der Dynamikumfang der XF10 selbst bei niedrigster Empfindlichkeit anders als die Konkurrenten die zehn Blendenstufen verfehlt.

Fujifilm XF10: ISO-Reihe (8 Bilder)

c't Testszene im Überblick

Unsere Praxisaufnahmen spiegeln die Messwerte sehr gut wider. Tatsächlich lassen schon die ISO-200-Aufnahmen ein feines Rauschen im Grau erkennen, das den Bildeindruck jedoch nicht trübt. Im Gegenteil. Die Aufnahmen wirken natürlich und fast neutral. Fujifilm verzichtet darauf, zu stark nachzuschärfen und zu glätten, das haben wir bei Kompaktkameras auch schon anders gesehen. Tatsächlich hält sich die XF10 lange sehr stabil. Ab ISO 800 fallen in den Schatten leichte Wolkenbildungen auf. Ab ISO 1600 erfährt das Grau unserer Testszene eine sichtbar unnatürliche Glättung, Strukturen wie die Jute nimmt der Mix aus Glätten und Schärfen die Plastizität, die Holzmaserung der Malpalette leidet in der 1:1-Ansicht unter Artefakten. Ab ISO 3200 wird der Bildeindruck flächiger.

Allerdings haben wir beobachtet, dass die Kamera in kontrastreichen Szenen nicht immer sicher belichtet, was zu ausgewaschenen Bildergebnissen mit Aquarelllook führen kann.

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Die 28-Millimeter-Festbrennweite der XF10 vermag die Sensorleistung (2000 Linienpaare pro Bildhöhe, Lp/Bh) der XF10 schon bei Offenblende zentral voll auszuschöpfen. Einzig die Randbereiche bleiben um knapp 20 Prozent zurück und kommen hier nur auf 1644 Lp/Bh. Tatsächlich bringt auch Abblenden die Bildbereich nicht weiter zusammen, sodass Fotografen mit dieser kleinen Auflösungsschwäche in den Randbereichen leben müssen. Erfreulich ist allerdings, dass Fujifilm die Optik relativ gut korrigiert, so dass Farbsäume nicht stören und sich sphärische Aberrationen zumindest in Grenzen halten.

Fujifilm XF10: Blendenreihe (7 Bilder)

c't Testszene im Überblick

Fujifilm XF10: Beispielbilder (15 Bilder)

Fujifilm XF10 bei ISO 200, f/2.8, 1/45 s

Eher solide, als außergewöhnlich: Die Fujifilm XF10 ist eine Kompaktkamera, bei der man ohne Bedenken zugreifen kann. Ihr Preis stimmt, die Bildqualität des APS-C-Chips ist hoch und genügend verspielte und praktische Extras bringt sie auch mit. Die Festbrennweite ist hinreichend universell und für viele fotografische Disziplinen von Landschafts-, über Street- bis hin zur Porträtfotografie geeignet. Damit bietet sie sich als erste richtige Kamera für die Teenagerkids genauso an wie als unkomplizierte Zweitkamera für erfahrene Fotografen.

Ohne Makel bleibt die XF10 aber nicht: Dass sie bei Fujifilm zur Budget-Kamera gehört, merkt man nicht nur dem leichten Plastikgehäuse an. Eine auf eine selfie-affine Zielgruppe getrimmte Kamera hätte gerne ein klappbares Display haben können sowie einen flotteren Autofokus. Und auch eine Bildstabilisierung würde nicht schaden.

Wer es robuster, aber dennoch kompakt mag, der kann zu Ricohs GR III greifen. Die APS-C-Kamera arbeitet ebenfalls mit Festbrennweite, hat der XF10 aber ein wetterfestes Magnesiumgehäuse und eine 3-Achsen-Bildstabilisierung voraus. Allerdings kostet sie fast doppelt so viel. Eine APS-C-Kompakte mit Zoomobjektiv hat aktuell Canon mit der G1 X Mark III im Angebot.


(ssi)