Hololens 2 für die Armee: US-Militär demonstriert Einsatz der AR-Brille

Bei einer Pressevorführung zeigt die Armee die Einsatzgebiete von Microsofts AR-Brille. Ähnlichkeiten zu Videospielen sind unübersehbar.

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Hololens 2 für die Armee: US-Militär demonstriert Einsatz der AR-Brille
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Das US-Militär verwendet eine modifizierte Version von Microsofts neuer Augmented-Reality-Brille Hololens 2 für Soldaten im Kampfeinsatz. Dem Sender CNBC wurden nun bei einer Live-Demonstration Einblicke in die Einsatzmöglichkeiten der Brille gewährt.

Seine spezielle Version der Hololens 2 nennt die US-Army "Integrated Visual Augmentation System" (IVAS). Bei der Pressevorführung kam ein Testexemplar zum Einsatz – die Armee verbessert die Technik noch und steht nach eigenen Aussagen erst am Anfang der Entwicklung. So zeigt die AR-Brille auf ihrem transparenten Visier etwa eine schematische Karte der Umgebung samt Gebäuden und Eingängen und der Position des Hololens-Trägers, vergleichbar einer Karten-App auf dem Smartphone.

Auch die Blickrichtung des Trägers wird auf der Karte in Echtzeit angezeigt. Andere Hololens-Träger aus derselben Einheit seien auf der Karte als Punkte zu sehen, heißt es in dem CNBC-Bericht (das Bildmaterial dort hat die US-Armee zur Verfügung gestellt).

Damit die Karte nicht ständig im Sichtfeld erscheint, wird sie nur beim Blick nach unten aktiviert. Beim Blick nach oben hingegen blendet die AR-Brille eine Kompass-Skala ein. Der Kompass kann zudem Wegpunkte anzeigen, die verbündete Soldaten oder Feinde repräsentieren – die Ähnlichkeit mit zahlreichen Videospielen wie "Call of Duty" ist unverkennbar. Auch ein Wärmebild kann die Brille einblenden, Personen erscheinen darauf weiß hervorgehoben.

Bei der Vorführung bekam der CNBC-Reporter mit dieser Technik auch Personen angezeigt, die hinter Pflanzen verborgen waren. Die Verbesserung zu herkömmlichen Nachtsichtgeräten soll darin bestehen, dass die Personen durch den höheren Kontrast besser zu erkennen sind und außerdem Nebel die Sicht nicht beeinträchtigen kann. Beim Zielen mit der Waffe kann die Brille das Fadenkreuz einblenden.

Die AR-Brille soll aber nicht nur im Kampfeinsatz von Nutzen sein. Sie könne auch medizinische Daten wie die Pulsfrequenz sammeln oder dem Soldaten und seinem Ausbilder Rückmeldung zum Training geben. Derzeit arbeitet die US-Armee vor allem daran, das aktuelle Modell deutlich zu verkleinern, da es noch nicht zusammen mit einem Helm getragen werden kann – idealerweise soll es später kaum größer sein als eine Sonnenbrille.

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Microsoft hat die zweite Generation seiner AR-Brille im Februar 2019 auf dem MWC in Barcelona gezeigt. Das 3500 US-Dollar teure Gadget ist für Unternehmensanwendungen gedacht. Zur gleichen Zeit hatten Microsoft-Mitarbeiter in einer Petition verlangt, dass sich das Unternehmen nicht an militärischen Projekten wie Waffenentwicklung beteiligen und insbesondere nicht die Hololens ans Militär liefern soll. Die Mitarbeiter argumentierten, sie hätten ihre Jobs nicht angetreten, um dann an der Entwicklung von Waffen mitzuwirken. Dem hielt Microsoft-Präsident Smith entgegen, das Unternehmen werde weiterhin dem Militär helfen und setze sich zudem für Gesetze ein, die den "verantwortungsvollen Einsatz neuer Technologien" sicherstellen würden.

Die Militärversion von Microsofts AR-Brille soll die Tödlichkeit, Beweglichkeit und Aufmerksamkeit der Soldaten im Kampfeinsatz verbessern. In ihrer Petition schreiben die Microsoft-Mitarbeiter, das Projekt IVAS überschreite die Schwelle zum gezielten Töten von Menschen und verwandle Kriegführung in eine Art Videospiel-Simulation. Dagegen sagte Staatssekretär McCarthy gegenüber CNBC, IVAS helfe bei der Zielunterscheidung, indem es die Aufmerksamkeit des Soldaten für seine Umgebung verbessere. Dadurch könne sichergestellt werden, dass ein Soldat nur den Gegner töte und nicht Zivilisten.

Die Zusammenarbeit zwischen Tech-Unternehmen und dem Militär ist schon öfter kontrovers diskutiert worden. Im Oktober 2018 etwa protestierten Angestellte von Amazon und Microsoft gegen die Mitwirkung ihrer jeweiligen Arbeitgeber an Projekten von Militär und Polizei. Damals stellte Microsoft klar, dass das Unternehmen bei seiner Beteiligung bleibe. 2018 protestierten auch Google-Mitarbeiter gegen die Teilnahme an einem Militärprojekt.

(tiw)