Klassiker neu gelesen: "Die Reise zum Mond"

Ob die Erzählung "Die Reise zum Mond" von Cyrano de Bergerac aus dem Jahr 1650 gut gealtert ist, hat Gregor Honsel geprüft, als er den Klassiker erneut gelesen hat.

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Cyrano de Bergerac (1619–1655) kennt man heute vor allem als romantischen Haudegen mit großer Nase. Geprägt hat dieses Bild ein Versdrama von 1897, das mit Gérard Depardieu verfilmt wurde.

Einiges spricht dafür, dass der echte Cyrano tatsächlich ein ziemlicher Raufbold war – allerdings auch weit mehr: Als er nach mehreren Verletzungen aus dem Militärdienst ausschied, studierte er beim renommierten Forscher Pierre Gassendi, der unter anderem mit Galileo Galilei korrespondierte. Dadurch war Cyrano wissenschaftlich auf der Höhe seiner Zeit, was sich in seiner Erzählung "Die Reise zum Mond" von 1650 zeigt.

Ausgangspunkt ist die Idee des Ich-Erzählers, dass die Erde nur eine von vielen bewohnten Welten sei. Um seine Idee zu überprüfen, will der Protagonist zum Mond reisen. Den ersten Versuch unternimmt er nach dem Prinzip "leichter als Luft": Er füllt Morgentau (der ja, so die Logik dahinter, morgens aufsteigt) in Flaschen, bindet sie um seinen Körper und hebt tatsächlich ab. Er landet allerdings nicht auf dem Mond, sondern in Nordamerika.

Der nächste Versuch mit einer Art sprengstoffbeladenem Flugdrachen führt ihn tatsächlich zum Erdtrabanten. Dort halten ihn die Mondbewohner für eine Art Haustier und nehmen ihn gefangen.

Der Plot ist immer wieder durchsetzt von langen Abhandlungen über das heliozentrische Weltbild, über Vakuum, Fallgesetze und Atome. Dazu kommen satirische, utopische oder polemische Passagen über Religion, Krieg und Politik. Das macht die Lektüre für heutige Leser ziemlich anstrengend. Aber die Grundelemente der Science-Fiction sind schon klar zu erkennen: Abenteuer, Wissenschaft und Gesellschaftskritik.

Cyrano de Bergerac: "Die Reise zum Mond". Insel, 128 Seiten, antiquarisch.

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(jle)