Drohne gegen Drohne

Wie holt man illegale Drohnen vom Himmel? Holländer haben daraus einen Sport gemacht. Davon profitiert auch die Luftsicherheit.

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Drohne gegen Drohne

Ein Quadrocopter von Delft Dynamics verschießt ein Netz, um eine Drohne zu fangen.

(Bild: Delft Dynamics)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans Dorsch

März 2019 im niederländischen Katwijk: In einer Flugzeughalle steht ein großer Käfig aus Plexiglas. Drumherum vielleicht 500 Zuschauer. Es ist laut, im Käfig schwirren bestimmt 20 Drohnen unglaublich schnell auf und ab, hin und her, aufeinander zu. Zwei Teams kämpfen hier gegeneinander. Ein Kommentator begleitet schreiend das Geschehen. Es fällt dennoch schwer, den Überblick zu behalten. Die Drohnen durchqueren Nebelwände, weichen Feuerbällen und Blitzen aus. Eine kracht mit martialischen Dornen in die Rotoren einer anderen, die kopfüber abstürzt. Irgendwann beginnt der Kommentator gemeinsam mit dem Publikum, eine Drohne auszuzählen, die am Boden liegt und zappelt. Es ist die „Königin“ eines Teams. Und wer die gegnerische Königin außer Gefecht setzt, hat gewonnen.

Das Spektakel hat einen ernsten Hintergrund. Bart Remes vom Micro Air Vehicle Lab (MAVLab) der TU Delft veranstaltet den Wettkampf in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal, um spielerisch neue Techniken zur Drohnenabwehr zu entdecken. Unterstützt wird die Veranstaltung vom niederländischen Militär und der Polizei, denn je mehr Privatdrohnen unterwegs sind, desto dringlicher wird die Frage, wie sie sich bei Bedarf vom Himmel holen lassen. Allein in Deutschland ist 2018 die Zahl der Fälle, in denen Flugzeugpiloten gefährliche Annäherungen von Drohnen meldeten, von 88 im Vorjahr auf 152 gestiegen.

Aber erst nachdem unbekannte Drohnen im Dezember 2018 den Londoner Flughafen Gatwick für zwei Tage stillgelegt haben und allein bei der Fluggesellschaft easyJet Kosten in Höhe von 17 Millionen Euro verursacht haben, werden die Flughafenbetreiber aktiv. Das sagt zumindest Theo Karafantis, der außerhalb der Arena ein Komplettsystem zur Erkennung und Abwehr von Drohnen des australisch-amerikanischen Herstellers Droneshield vorstellt.

Zur Verteidigung der Flughäfen muss man allerdings sagen: Die Abwehr ist gar nicht so leicht, und der Markt für Abwehrsysteme ziemlich in Bewegung. Anfang 2018 hat das New Yorker Bart College 235 Produkte gezählt, von denen die meisten Drohnen allerdings entweder nur erkennen oder nur abwehren können. Nur 67 Systeme können beides gleichzeitig. Solche Komplettlösungen kosten zwischen 300000 und über einer Million Euro, plus Wartungskosten.

(grh)