Geldwäsche über N26-Konten

Laut Süddeutscher Zeitung und NDR hat die Startup-Bank N26 mehr Probleme mit betrügerischen Kontoeröffnungen als bisher bekannt.

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Geldwäsche über N26-Konten

(Bild: N26)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Markus Montz
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Die Mobilbank N26 kommt derzeit nicht zur Ruhe. Dieses Mal geht es um Betrug durch illegale Konteneröffnungen und -nutzungen in erheblichem Umfang. NDR und Süddeutsche Zeitung berichten aktuell über fast 400 Fälle.

Die Masche in den jetzt publik gewordenen Fällen ist stets ähnlich: Ahnungslose Menschen eröffnen in gutem Glauben ein Konto bei N26. Dabei handeln sie wissentlich, nachdem ihnen falsche Angaben vorgetäuscht worden sind, oder unwissentlich im Auftrag Dritter. Diese könnten etwa vorgebliche Marktforschungsinstitute sein, die Fake-Websites schalten, um unbedarfte Klienten anzulocken. Der Klient soll dann im Auftrag des Instituts ein Konto eröffnen, damit es den Service testen könne.

In anderen Fällen wurden von Dritten angebliche Bewerbungsverfahren per Videochat durchgeführt und subtil Aussagen provoziert, die Video-Ident-Dienste bei Kontoeröffnungen abfragen. Anschließend nutzten die Betrüger die damit eröffneten Konten beispielsweise zur Geldwäsche über unseriöse Online-Shops oder eBay-Konten.

Das Phänomen ist nicht grundsätzlich auf N26 beschränkt, sondern tritt bei allen Direktbanken mit Video-Ident-Verfahren für Kontoeröffnungen ohne Filialbesuch auf. Anderswo haben die Spezialisten für Betrugsbekämpfung das Problem aber offenbar besser unter Kontrolle. Betreiber von Internetforen und das LKA Niedersachsen bestätigten den recherchierenden Medienhäusern, dass N26 bei Betrügern besonders beliebt sei.

Problematisch für den geleimten Kontoinhaber ist dabei, dass er sich unter Umständen wegen eines Betrugs- respektive Geldwäschevorwurfs ebenfalls in einem strafrechtlichen Verfahren verantworten muss. Die dazu befragte Staasanwaltschaft Hamburg wies außerdem darauf hin, dass betrogene Kunden gefälschter Online-Shops Schadenersatzansprüche erheben könnten.

NDR und Süddeutscher Zeitung liegt nach eigenen Angaben eine Liste mit knapp 400 IBAN-Datensätzen vor, die betroffen sein sollen. Mitunter habe es Tage oder sogar Wochen gedauert, bis N26 diese Konten als betrügerisch einstufte und sie sperrte -- genug Zeit für die Täter, um Dritte über gefälschte Shop -oder Verkaufsangebote hereinzulegen und größere Geldsummen einzustreichen.

Problematisch sei zudem gewesen, dass der Kundenservice schwierig erreichbar gewesen sei. Das Handelsblatt berichtete im Zusammenhang mit einer BaFin-Rüge in der vergangenen Woche, dass N26 auch für andere Banken nicht immer telefonisch greifbar gewesen sein soll, wenn diese verdächtige Transaktionen weitermelden wollten.

Eine Volksbank habe demnach durchblicken lassen, dass jeder zweite bei ihr aufgelaufene Betrugsfall ein N26-Konto betroffen habe. Ein Sparkassen-Chef berichtete, dass ein Überweisungs-Rückruf an N26 mangels Erreichbarkeit per Telefon oder Internet so lange liegen geblieben sei, bis das Geld unwiederbringlich war.

In einer heute veröffentlichten Pressemitteilung erklärt N26, dass man die Gesprächsführung im Video-Ident-Verfahren verändert habe. Man frage die designierten Neukunden nun im ersten Schritt, ob sie sich darüber bewusst seien, dass sie ein Bankkonto bei N26 eröffnen würden und ihre Identität ausschließlich dafür geprüft werde. Zudem erfolge ein Hinweis darauf, "dass wir keine Kooperationen mit Job- und Wohnungsagenturen, Marktforschungsinstituten und Kreditvermittlern auf externen Websites eingehen, in denen dazu aufgefordert wird, die Identität per Videoanruf bei N26 zu bestätigen", erklärte die Bank weiter.

Man arbeite gleichzeitig eng mit den Behörden im Bereich Cyber-Kriminalität und Social Engineering zusammen und informiere die Kunden stärker präventiv. Außerdem kämen ein fortlaufendes Transaktionsmonitoring und Sicherungsmaßnahmen gegen Geldwäsche zum Einsatz. Die Schulung der Mitarbeiter im Bereich Videoidentifizierung entwickle man laufend fort.

N26-Gründer Valentin Stalf hatte gegenüber dem Handelsblatt bereits zuvor in einem Interview Fehler eingeräumt und gesagt, dass man mehr Mitarbeiter eingestellt habe. Der Kundenservice sei aufgestockt worden und besser erreichbar, auch telefonisch.

Für N26 kommen die Meldungen zur Unzeit: Im März hatte N26 noch ein schnelles internationales Kundenwachstum auf mittlerweile über 2,5 Millionen Nutzer bekanntgegeben. Zudem konnte das Unternehmen verkünden, eine weitere Finanzierungsrunde von Risikokapitalgebern abgeschlossen zu haben und mittlerweile mit einem Unternehmenswert von 2,3 Milliarden Euro taxiert zu werden.

In den letzten Wochen gab es jedoch Meldungen, in denen sich Geschäftskunden nach Betrugsfällen über einen schleppenden Kundenservice und fehlende telefonische Erreichbarkeit der Bank beschwerten. Hinzu kam eine Mängelrüge durch die BaFin, die sich zum Teil ebenfalls auf die Erreichbarkeit der Bank bezog. (mon)