Zozosuit war ein Flop: Zozo gibt in Deutschland auf

Der japanische Modehändler beendet sein kostspieliges Abenteuer in Deutschland und den USA. Für den gepunkteten Strampler gibt es aber noch Verwendung.

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Zozosuit war ein Flop: Zozo gibt in Deutschland auf

(Bild: c't)

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Die japanische Modehandelskette Zozo beendet ihr Auslandsabenteuer und zieht sich von den Märkten in den USA und Europa zurück. Ab sofort nimmt das Unternehmen keine Bestellungen mehr an, Retouren werden aber noch bearbeitet. Zozo war im Sommer 2018 angetreten, um den Online-Handel zu revolutionieren: Kunden bekamen für ein paar Euro Versandkosten einen mit Messpunkten besetzten Ganzkörperanzug namens Zozosuit geschenkt. Mit dem Strampler und der zugehörigen App konnte sich der Kunde dann vermessen und gut sitzende Kleidungsstücke bestellen.

Das hat im c't-Test zwar ganz gut funktioniert, aber offenbar auch nicht immer. Anleger hatten zudem kritisiert, dass Zozo auf den Kosten für die Anzüge sitzen bleibt – nicht alle, die einen Zozosuit bestellt hatten, wurden dann auch Kunden. Berichten zufolge hatte der Anbieter rund 3 Millionen gepunktete Strampelanzüge ausgeliefert. Bereits Ende Oktober 2018 hatte das Unternehmen dann angekündigt, den Zozosuit einzustellen und die Vermessung künftig mit Algorithmen anhand von manuell eingegeben Daten vornehmen zu wollen.

Insgesamt hat sich das Abenteuer erheblich auf den Profit ausgewirkt, weshalb das Unternehmen jetzt die Reißleine zieht. Schon Ende Oktober 2018 hatte das Auslandsabenteuer den Quartalsgewinn deutlich geschmälert, das operative Ergebnis war um nahezu ein Drittel eingebrochen. Seine optimistischen Prognosen für die Geschäftsentwicklung musste Zozo danach kassieren.

Das schlägt nun voll auf die Jahresendabrechnung durch: Zozo hat im abgelaufenen Geschäftsjahr rund ein Viertel weniger verdient als im Vorjahr, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Gewinn sackte trotz eines deutlichen Umsatzwachstums von 20 Prozent auf 25,7 Milliarden Yen (rund 206 Millionen Euro) ab. Zozo muss nun rund 2,7 Milliarden Yen (rund 21,7 Millionen Euro) abschreiben.

Die Tochtergesellschaften in den USA und Europa werden demnächst aufgelöst. Das Deutschlandgeschäft wird von der Zozo Germany GmbH in Berlin gesteuert. Kundenservice will das Unternehmen noch bis zum 31. Mai 2019 leisten. Danach werden die erfassten Körperdaten sowie sonstige Kundendaten gelöscht, verspricht Zozo.

Den Zozosuit muss man aber jetzt nicht wegschmeißen: Denn mit dem gepunkteten Anzug kann man nicht nur seine Konfektionsgröße bestimmen, sondern auch Daten fürs Motion Tracking sammeln. Ein c't-Projekt zeigt, wie man die Grundlagen dafür mit Python und OpenCV schafft. (vbr)