Für "existenzsichernde Löhne": Mehrtägiger Streik bei Amazon

Tarifbindung und mehr Gehalt fordern Verdi und Amazon-Mitarbeiter und streiken. Die Ausstände sollen noch bis längstens Samstag andauern.

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Päckchen von Amazon

(Bild: dpa, Uwe Zucchi)

Lesezeit: 3 Min.

Beim Online-Versandhändler Amazon streiken seit dem frühen Donnerstagsmorgen Mitarbeiter an den Standorten Bad Hersfeld (Hessen), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Leipzig (Sachsen), Rheinberg und Werne (NRW). Die Gewerkschaft Verdi hatte (schon fast traditionell) zu den mehrtägigen Streiks im Anschluss an den 1. Mai, den "Tag der Arbeit", aufgerufen. Die Arbeitsniederlegungen sollen in Koblenz bis zum 3. Mai andauern, an allen übrigen Standorten noch bis zum 4. Mai.

Verdi und die Amazon-Mitarbeiter verlangen eine Tariflohnbindung und eine Steigerung der Reallöhne. "Die Beschäftigten streiken, weil sie existenzsichernde Löhne und gute Arbeitsbedingungen durchsetzen wollen." Amazon soll nicht mehr einseitig die Arbeitsbedingungen diktieren können, heißt es in einer Mitteilung von Verdi. Amazon würde die Löhne und Arbeitsbedingungen zu Lasten der Arbeitnehmer und anderer Unternehmer "drücken".

Das Ziel der Streiks sei es, die Tarifverträge für den Einzelhandel allgemeinverbindlich erklären zu lassen, sodass die Tarifbindung auch für Amazon gilt. Die Streiks stehen damit auch im Zusammenhang mit den derzeit laufenden Tarifverhandlungen im Einzel- und Versandhandel. Verdi fordert in der aktuellen Tarifrunde 6,5 Prozent mehr Lohn für den Einzelhandel. Die Gehälter sollen dabei um mindestens 163 Euro monatlich steigen oder einen Euro pro Stunde.

Amazon hat zunächst zu den aktuellen Streiks nicht Stellung genommen. Das Unternehmen vertrat in den vergangenen Jahren bei ähnlichen Streiks wie zuletzt vor Ostern die Auffassung, dass für die Arbeit in den Amazon-Logistikzentren Gehälter am oberen Ende der üblichen Bezahlung für derartige Tätigkeiten gezahlt wird. In Deutschland steigen die Mitarbeiter bei Amazon mit einem Stundenlohn von 10,78 Euro brutto ein. Nach 24 Monaten verdienen sie pro Monat durchschnittlich 2275 Euro brutto.

Die Auseinandersetzung zwischen Verdi und Amazon zieht sich bereits mehrere Jahre hin. Seit 2013 kommt es an unterschiedlichen Amazon-Standorten immer wieder zu Streiks.

[Update v. 02.05.2019, 11.45 Uhr]: Amazon hat mittlerweile eine Stellungnahme zu den von der Gewerkschaft erhobenen Vorwürfen abgegeben, die das Unternehmen zurückweist. Demnach sei Amazon auch ohne einen Tarifvertrag ein "fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber". Dabei werde auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Mitarbeiter geachtet. Die Bezahlung in den Logistikzentren liege im oberen Bereich der marktüblichen Bezahlung. Um die Situation der Arbeitnehmer stetig zu verbessern, stehe man mit dem Betriebsrat des Unternehmens in ständigem Kontakt. Der Betriebsrat repräsentiere die gesamte Belegschaft besser als die Gewerkschaft, denn es sei nur ein geringer Teil der Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert. Die Streiks von Verdi hätten auf das Lieferversprechen keinen Einfluss. Nach Angaben von Amazon arbeite die "überwältigende Mehrheit" normal.

Korrektur des durchschnittlichen Bruttoeinkommens auf 2275 Euro monatlich. (olb)