Post aus Japan: Nippons erste private Weltraumrakete

Es muss nicht immer SpaceX sein. "Japans Elon Musk" ist es gelungen, die Momo-3 erfolgreich ins All zu schießen.

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Post aus Japan: Nippons erste private Weltraumrakete

Die Momo-3.

(Bild: Screenshot YouTube)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Die Karriere von Takafumi Horie hatte schon viele Höhen und Tiefen gesehen. Erst war der Gründer des Internetunternehmens Livedoor der Shooting-Star von Japans New Economy. Dann wanderte er wegen Wertpapierbetrugs in den Knast, um nach seiner Freilassung zu einem Bestsellerautor, Twitterstar und Serien-Startupgründer aufzusteigen.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Doch am 3. Mai ging es selbst für Horie sehr hoch hinaus. Erstmals durchstieß eine Rakete seines Weltraum-Startups Interstellar Technologies erfolgreich die imaginäre Grenze zum Weltraum.

1.000 Zuschauer wollten sich das Spektakel auf der nordjapanischen Insel Hokkaido ansehen. Doch wer darauf gehofft hatte, dass der Start wieder wie frühere Versuche in einem Feuerball enden würde, sah sich enttäuscht. Zwar schien Momo-3 beim Start etwas unsicher zu wanken. Doch dann schoss die kleine Rakete mehr als 110 Kilometer in die Höhe und damit über die Kármán-Linie hinaus, die als Grenze zwischen Luft- und Raumfahrt gilt.

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Horie, landläufig bekannt unter seinem Spitznamen Horiemon, jubelte: "Es war ein voller Erfolg." Und man wollte ihm den Stolz gönnen. Immerhin hat der ehemalige Internetunternehmer die erste private japanische Weltraumrakete ermöglicht. Doch Horiemon wäre kein Star geworden, wenn er nicht noch höheren Zielen nachjagen würde.

"Wir werden nun daran arbeiten, die Raketen stabil zu starten und in schnellen Zyklen in Großserie zu produzieren", versprach Horie. Und das könnte ihm sogar gelingen. Denn er, seine Rakete und sein Geschäftsmodell sind darauf ausgerichtet, mit kleinen, billigen Raketen – nicht Mini-Satelliten – in die erdnahe Umlaufbahn zu schießen.

Im Gegensatz zur 68 Tonnen schweren Falcon Heavy vom privaten US-Weltraumstartup SpaceX (gegründet von Tesla-Gründer Elon Musk) ist die Horiemon-Rakete tatsächlich ein dürres Ästchen. Sie ist gerade einmal 9,90 Meter lang, 50 Zentimeter weit, eine Tonne schwer und kann 20 Kilogramm Fracht mitnehmen.

Das hört sich wenig an. Aber Horiemons Hauptziel ist vorerst nicht, noch mehr Weltraumschrott zu produzieren. Vielmehr soll das "Raketchen" auf ihrem etwa vierminütigen Flug durch den erdnahen Weltraum Experimente bei minimaler Schwerkraft Himmels- und Erdbeobachtungen, PR-Aktionen und neue Formen der Unterhaltung ermöglichen. Danach schwebt die Spitze der Rakete gebremst von einem Fallschirm wieder hinab in den Ozean, wo sie mitsamt Ladung geborgen werden kann.

Nachdem Interstellars Ingenieure die Machbarkeit ihres Traumes bewiesen haben, folgt die Arbeit an kommerziellen Produkten, deutete Horiemon an. "Ich bin erleichtert, dass wir nun Aussichten auf kommerzielle Starts haben."

Die Ingenieure arbeiten daran, die Rakete zu vereinfachen und die Kosten weiter zu senken. Momo-4 wird dann zugetraut, bezahlte Fracht zu transportieren. Doch Horiemon gibt sich damit noch nicht zufrieden. Darüber hinaus arbeiten die Japaner an einer zweistufigen Rakete namens Zero, die ab 2023 kleine Satelliten in den Weltraum tragen soll.

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