Facebook verklagt Datenanalyse-Firma wegen Missbrauchs von App-Daten

Das soziale Netzwerk hat in den USA Klage gegen ein südkoreanisches Unternehmen eingereicht, das per App Nutzerdaten zu Werbezwecken gesammelt haben soll.

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Facebook

(Bild: dpa, Richard Drew/AP)

Lesezeit: 4 Min.

Facebook hat nach eigener Aussage bei einem Gericht im US-Bundesstaat Kalifornien Klage gegen das südkoreanische Unternehmen Rankwave eingereicht. Rankwave soll als Datenanalyse-Firma Apps mit Facebook-Anbindung verwendet und die darüber gesammelten Daten weitergegeben und unter anderem für Werbezwecke eingesetzt haben, was den Richtlinien des sozialen Netzes widerspricht. Da Rankwave bei einer internen Überprüfung zur Einhaltung der Richtlinien nicht kooperiert habe, reichte Facebook Klage ein, schreibt der Konzern in einer Mitteilung.

Rankwave habe Daten aus dem sozialen Netzwerk über seine Apps erhoben und diese außerhalb der Apps genutzt. Im Juni 2018 – Rankwave war zuvor von einem anderen Unternehmen übernommen worden – wurde Facebook darauf aufmerksam und forderte Rankwave schließlich auf, diese Praktiken zu unterlassen. Rankwave habe nur zögerlich reagiert, die Vorwürfe bestritten und zunächst behauptet, seine Apps seit 2018 nicht mehr zu nutzen, was nicht den Tatsachen entsprochen habe. Facebook leitete daraufhin ein Audit ein, mit dem die Verwendung von Daten überprüft werden soll. Rankwave habe dies verzögert und nicht kooperiert, und Facebook zog letztendlich vor Gericht. Das geht aus den Gerichtsakten hervor, die der Website TechCrunch vorliegen.

Rankwave habe aus den eingesammelten Facebook-Daten Analysen und Modelle zu Werbe- und Marketingzwecken (darunter Ad-Targeting) erstellt. Nach den Facebook-Richtlinien dürfen Apps, die die "Facebook Platform" nutzen, Daten daraus nur zu dem Zweck sammeln, den App-Entwicklern Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung ihrer Software zu geben. Die Verwendung für andere Geschäftszwecke, insbesondere die Weitergabe an andere, ist nicht zulässig. Facebook habe die Apps von Rankwave sowie dessen Facebook-Konten gesperrt und will vor Gericht außerdem durchsetzen, dass das Unternehmen alle zu Unrecht erhobenen Daten löschen muss und Facebook Schadenersatz erhält.

Die Rankwave-Apps richteten sich an Geschäftskunden, die damit das Nutzerverhalten auf ihren jeweiligen Facebook-Seiten mitverfolgen und auswerten konnten. Eine "Rankwave App" mit Facebook-Login etwa sei für Anwender ausgelegt, die ihre eigene Beliebtheit auf Facebook untersuchen wollen – die App soll die Aktivitäten der Besucher auf der Facebook-Seite des App-Benutzers analysiert und aus ihnen einen "social influence score" erstellt haben.

Der Fall weist Parallelen zum Skandal um die inzwischen Pleite gegangene Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica auf. Dieser durch einen Whistleblower enthüllte Datenskandal vom März 2018 wuchs sich für Facebook zu einem 'größten anzunehmenden Datenschutzunfall' aus und hatte weitreichende Folgen, darunter App-Blockaden, Klagen und Strafzahlungen. Cambridge Analytica hatte über eine von Dritten ausgearbeitete App mit einem scheinbar harmlosen Zweck Daten der App-Benutzer und deren Facebook-"Freunde" gesammelt und weiterverkauft – aufgrund einer damals gültigen Facebook-Richtlinie, die dies Entwicklern gestattete und erst 2015 geändert wurde. Betroffen waren bei diesem Skandal etwa 80 Millionen Facebook-Konten – welche Daten an Cambridge Analytica gelangt sind, weiß Facebook allerdings bis heute nicht.

Womöglich will der Social-Media-Konzern mit seiner Klage nun einem neuen, ähnlichen Skandal zuvorkommen. Über Art und Umfang der missbräuchlich genutzten Daten gibt es bislang keine genauen Angaben. In der Mitteilung von Facebook dazu heißt es aber unmissverständlich: Man sende mit der Klage eine Botschaft an Entwickler, dass man es mit der Einhaltung der Richtlinien bei Facebook Ernst meine und Entwickler bei einer Untersuchung kooperieren müssten.

Facebook-Managerin Cheryl Sandberg beteuerte jüngst, der Konzern habe sich gerändert und viel für den Datenschutz getan. Mehrere Skandale und harsche öffentliche Kritik haben weder den Nutzerzahlen noch dem Geschäftsergebnis des Unternehmens geschadet. (tiw)