5G-Auktion: Weiter Pokern um 10 MHz

Der Überraschungscoup von 1&1 hat die Frequenzauktion am Montag belebt. Vorerst geht das Ringen um 10 MHz weiter – dafür gibt es Gründe.

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5G Symbolbild

(Bild: heise online/vbr)

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Mit dem überraschenden Schachzug von 1&1 in der letzten Runde am vergangenen Freitag ist vorübergehend neue Bewegung in die Versteigerung der 5G-Frequenzen gekommen. 1&1 hatte im 3,6-GHz-Band sechs Blöcke freigegeben und für fünf andere geboten. Damit standen nun 10 MHz, um die sich zuletzt vor allem die Telekom und Vodafone gestritten haben, zur Verfügung. Das hätte theoretisch zu einem schnellen Ende der Auktion führen können – doch die Rechnung ging nicht auf, weil die Wettbewerber nicht mitspielen wollten.

Seit der Osterpause war die Auktion nur noch minimal vorangekommen: Abgesehen von einem kurzen Scharmützel zwischen Telefónica und 1&1, bei dem der Netzbetreiber den Newcomer auf breiter Front angriff, ging es nur noch um 10 MHz im 3,6-GHz-Band. In den vergangenen Wochen waren es vor allem die Telekom und Vodafone, die um einen Block des für 5G designierten Spektrums stritten.

Schwerpunkt: 5G - Das Netz der Zukunft

Dabei hatte sich abgezeichnet, dass die zwei D-Netzbetreiber jeweils Anspruch auf 90 MHz erheben. Telefónica bot regelmäßig für 70 MHz und 1&1 für 60 MHz. Das Problem: Im 3,6-GHz-Band gibt es bei dieser Auktion nur 300 MHz zu verteilen. So kam es zu dem ermüdenden Schauspiel der vergangenen Wochen: Runde für Runde wechselte jeweils nur ein 10-MHz-Block den Besitzer, in der Summe ging es nur noch vergleichsweise langsam nach oben.

Bei dem Geschacher um die 10 MHz im 3,6-MHz-Band geht es um mehr als reines Dominanzgehabe der Platzhirsche. Im Hinblick auf den Ausbau von 5G ist es entscheidend, möglichst viel zusammenhängendes Spektrum zu besitzen. Ein Netzbetreiber kann die hohen, im Wettbewerb möglicherweise entscheidenden Bandbreiten der nächsten Mobilfunkgeneration kostengünstiger realisieren, wenn er dafür möglichst viel zusammenhängendes Spektrum zur Verfügung hat.

Bei der Verfügbarkeit von insgesamt 300 MHz, um die sich vier Wettbewerber streiten, sind 10 MHz mehr oder weniger keine Lappalie: Für jedes MHz, dass ein Netzbetreiber jetzt weniger ersteigert, bezahlt er womöglich über Jahre mit höheren Produktionskosten für die Netzbereitstellung. Das erklärt die Bereitschaft der Wettbewerber, bei der Auktion immer wieder für 10 MHz zu bieten und dabei weit über ihre Schmerzgrenze hinauszugehen.

Am Freitagabend brachte dann 1&1 mit seinem Überraschungscoup wieder Bewegung in die Auktion: Der Newcomer verzichtete auf 10 MHz im umkämpften 3,6-MHz-Band. Zugleich bot 1&1 für einen weiteren Block im 2-GHz-Band, der aber erst ab 2026 nutzbar sein wird. Auf diesem Block war bis dahin Vodafone der Meistbietende. Die Düsseldorfer wollten das aber nicht auf sich sitzen lassen und stellten die alten Machtverhältnisse im 2-GHz-Band wieder her.

Offen blieb die Frage, ob es 1&1 hier auf einen Tausch für einen Block im 3,6-GHz-Band angelegt hat oder ob der Neuling wirklich bereit ist, einen 10er-Block zu opfern. Das Angebot von 1&1 im 3,6-GHz-Band wollten die Telekom und Vodafone jedenfalls noch nicht annehmen: Anstatt auf die von 1&1 geräumten Blöcke zu bieten, setzten die Konkurrenten das Pokerspiel um andere 10-MHz-Blöcke fort.

Hintergrund dürfte sein, dass die von 1&1 zunächst freigeräumten Blöcke rund 10 Millionen Euro teurer sind und die Bieter zunächst versuchen, sich die günstigeren Blöcke zu sichern. Das kann nun noch eine Weile so weitergehen, doch auch die Chance auf ein schnelles Ende besteht weiter. Am heutigen Dienstag geht die am 19. März gestartete Auktion bereits in die neunte Woche. (vbr)