MINT-Frühjahrsreport: Es fehlen 311.300 Technikfachkräfte nebst 59.000 IT-Experten

Die "MINT-Lücke" ist nach wie vor groß und wäre noch größer, wenn nicht ausländische Fachkräfte einsprängen, meldet das arbeitgebernahe IW Köln.

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Fachkräfte, Büro, Arbeitsplätze
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Der Fachkräftemangel in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen bereitet Unternehmen in Deutschland weiter Sorgen. Bereinigt von ungeeigneten Qualifikationen fehlten Ende April in den Feldern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) insgesamt 311.300 Fachkräfte. Dies geht aus dem Frühjahrsreport hervor, den das arbeitgebernahe Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Dienstag veröffentlicht hat.

Die sogenannte MINT-Lücke liegt damit zwar knapp unter dem Vorjahreswert, erreicht aber den zweithöchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor acht Jahren. Insgesamt waren in entsprechenden technischen Berufen im vorigen Monat laut dem Bericht 478.300 Stellen zu besetzen. Mögliche Bewerber hätten aber nicht in jedem Fall das zugehörige Anforderungsprofil erfüllt. Gleichzeitig sei die Arbeitslosigkeit in den MINT-Berufen im Vergleich zum Vorjahr in sämtlichen Gruppen gesunken und habe bei insgesamt 168.645 Personen gelegen. Mit dem Minus von rund 6300 Arbeitssuchenden komme man hier auf den bisher niedrigsten Stand in einem April.

Die Struktur der MINT-Lücke hat sich den Forschern zufolge in den zurückliegenden Jahren verschoben. Aufgrund der Digitalisierung würden vor allem IT-Kräfte immer dringender gebraucht. Der Bedarf habe sich hier in den vergangenen fünf Jahren von 19.000 IT-Experten im April 2014 auf 59.000 im vorigen Monat mehr als verdreifacht. Dabei handle es sich um einen Rekordwert, die Tendenz sei weiter stark steigend. Der Digitalverband Bitkom gab die Zahl der offenen Stellen im IT-Sektor Ende 2018 sogar mit 82.000 an.

Die Engpässe würden jedoch noch deutlich größer ausfallen, wenn nicht immer mehr ausländische Fachkräfte für Entlastung sorgten, rechnet das IW vor. Die Beschäftigungsdynamik der MINT-Arbeitskräfte aus anderen Ländern habe im Vergleich zu ihren deutschen Pendants in sämtlichen MINT-Berufen seit Ende 2012 um ein Vielfaches höher gelegen. Ohne diesen starken Anstieg wäre die Lücke heute nochmal um rund 209.300 Fachkräfte höher. Vor allem in akademischen MINT-Berufen habe die Zuwanderung deutlich zur Entspannung beigetragen.

Die Kölner haben das Gutachten im Auftrag der Verbände und Vereine BDA, BDI, MINT Zukunft schaffen und Gesamtmetall erstellt. Der Vorstandsvorsitzende der beteiligten MINT-Initiative, Thomas Sattelberger (FDP), forderte den raschen Beschluss des umstrittenen Gesetzentwurfs zur qualifizierten Einwanderung: Deutschland sei weiterhin und immer stärker auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und den Wohlstand der Bevölkerung zu sichern. (axk)