Starlink & Co.: Astronomen besorgt über Pläne für Satelliten-Internet

Schon bald sollen Zehntausende Satelliten jeden Winkel der Erde mit Internet versorgen. Einige Astronomen sind gar nicht begeistert.

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Starlink & Co.: Astronomen besorgt über Pläne für Satelliten-Internet

Spuren der ersten Starlink-Satelliten auf Aufnahmen des Lowell Observatory

(Bild: Victoria Girgis/Lowell Observatory)

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Die Internationale Astronomische Union (IAU) ist angesichts der verschiedenen Pläne für Netzwerke von Satelliten zur Versorgung der Erde mit Internetzugang besorgt. Das teilte die Vereinigung von Astronomen nun mit und untermauert damit Diskussionen, die nach dem Start der ersten größeren Menge von Satelliten für Starlink von SpaceX aufgekommen waren. Die Satelliten selbst seien vielleicht nicht fürs nackte Auge sichtbar, sehr wohl aber für bodenbasierte Teleskope. Außerdem könnten die Signale der Satelliten die Radioastronomie gefährden, warnt die IAU.

Ende Mai hatte Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX die 60 ersten Satelliten für das geplante weltumspannende Internet-Netz Starlink im All ausgesetzt. 12.000 weitere Satelliten sollen in den nächsten Jahren allein von SpaceX folgen, andere Konzerne planen ähnliche Konstellationen ebenfalls mit jeweils Tausenden Satelliten. Immer mehr Astronomen hatten sich nach dem Start aber besorgt gezeigt, nachdem deutlich wurde, wie sichtbar die ersten Starlink-Satelliten am Himmel sind.

Der niederländische Astronom Marco Langbroek hatte die über den Niederlanden entlangziehende Konstellation gefilmt und gezeigt, wie präsent die Satelliten sind. Astronomen am Lowell Observatory in Arizona hatten ebenfalls aufgezeigt, wie stark die vorbeiziehenden Satelliten astronomische Aufnahmen beeinflussen können. So kurz nach dem Start war der Effekt aber auch besonders stark, nicht nur durch die noch vergleichsweise niedrige Höhe im Orbit, sondern auch, weil die Satelliten noch sehr eng beieinander kreisen. Welchen Effekt die Satelliten am Ende wirklich haben könnten, wird noch diskutiert, vor allem in den Morgen- und Abendstunden werden sie aber wohl auszumachen sein.

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Da den ersten 60 Starlink-Satelliten noch Zehntausende folgen sollen, weist die IAU nun darauf hin, dass es bereits Satelliten gibt, die abgelegene Regionen mit Internetzugang versorgen. Bislang seien das aber nicht mehr als 200. Bald könnten jedoch Zehntausende Satelliten in vergleichsweise geringer Höhe um die Erde kreisen und wegen ihrer reflektierenden Oberfläche vom Erdboden aus als langsam dahinziehende Objekte sichtbar sein. Stören könnten sie etwa Weitwinkel-Teleskope, die den gesamten Nachthimmel nach Asteroiden absuchen.

Darüber hinaus könnten die Kommunikationssignale der Satelliten trotz aller Vorbereitung Astronomie im Radiobereich gefährden. Bahnbrechende Erfolge wie die jüngst vorgestellte erste direkte Abbildung eines Schwarzen Lochs seien nur möglich gewesen, weil der Nachthimmel von Beeinträchtigungen weitgehend frei gehalten worden sei. Insgesamt könne man viele astronomische Geräte auch nur begrenzt in den Weltraum auslagern, Instrumente wie das Extremely Large Telescope etwa seien dafür viel zu groß.

Die IAU fordert nun, dass alle Beteiligten intensiv zum Vorteil aller zusammenarbeiten. Satellitenkonstellationen könnten für bestehende und künftige astronomische Infrastruktur gefährlich werden. Deswegen sollten die zuständigen Behörden Regularien ausarbeiten, um die Beeinträchtigungen zu minimieren. Noch kenne man all die möglichen Auswirkungen nicht und die geplanten Konstellationen könnten nicht nur den unberührten Nachthimmel als Ressource an sich, sondern auch nachtaktive Tiere gefährden.

Neben der IAU hat sich das National Radio Astronomy Observatory (NRAO) aus den USA geäußert und verweist auf die produktive Zusammenarbeit mit SpaceX. Man denke auch über Schutzzonen nach, wobei aber nur solche um US-amerikanische Institutionen genannt werden. Man wolle aber auch mit den internationalen Partnern zusammenarbeiten. Die Betreiber des Large Synoptic Survey Telescope (LSST) in Chile haben berechnet, dass Starlink zumindest für sie eher ein Ärgernis als ein Problem werden wird. Die International Dark Sky Association ist kritischer und zitiert den Astronomen James Lowenthal, der die Starlink-Satelliten einen "schockierenden und erschütternden Anblick" genannt hat.

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(mho)