Post aus Japan: Nippons Traktoren ziehen bald die Super-Furche

Der Mobilnetzbetreiber Softbank startet einen Dienst für hochpräzise Satellitenortung. Damit bereiten die Japaner schon heute den Start der 5G-Ära vor.

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Post aus Japan: Nippons Traktoren ziehen bald die Super-Furche

(Bild: Softbank)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Dass Bauern, Bauarbeiter und Bulldozerfahrer zu den Erstanwendern neuer Technik gehören, kommt nicht oft vor. Doch in Japan will der Mobilnetzbetreiber Softbank nun ausgerechnet im November einen Dienst zuerst für Unternehmenskunden ausrollen, den ich als Privatmensch mir schon lange wünsche: ein zentimetergenaues Positionssystem.

Diese hochpräzisen Ortungssysteme sind eine Voraussetzung, um Traktoren, Baumaschinen und andere Fahrzeuge autonom navigieren zu lassen. Denn die bisherige Satellitenortung ist mit einer Streuung vom Meter- bis Zig-Meter-Bereich zu unpräzise für eine genaue Steuerung. Daher werden weltweit Systeme auf der Erde aufgebaut, die die atmosphärischen Störungen analysieren, die Satellitendaten stören. Mit den Messungen werden die Positionsdaten korrigiert. Allerdings ist Japan unter den Pionieren, wenn es um die Umsetzung in einem Flächenland geht.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Den Beginn machte das Joint-Venture aus Autobauern, Landkartenherstellern und Elektronikkonzernen DMP, das hochpräzise dreidimensionale Autokarten erstellt. Für die benötigen die Partner eben auch eine hochpräzise Verortung der Autos, deren notwendige Korrekturdaten seit November 2018 nun auch ein amtlicher Dienst, die Geospatial Information Authority of Japan, liefert. Mitsubishi Electric, der technische Motor in dem Joint-Venture, exportierte die Technik 2017 durch das mit Bosch, Geo++ und u-blox gegründete Gemeinschaftsunternehmen Sapcorda Services 2017 auch nach Deutschland.

Mit Softbank zieht nun auch einer der großen Mobilfunker des Landes nach, um die Idee für andere Industrien dienstbar zu machen. Dafür wird Softbank das amtliche Netz aus 1.300 Messgeräten landesweit um mehr als 3.300 Kontrollpunkte ergänzen, die der Konzern an seinen Funkmasten anbringen wird. Über Rechenzentren werden dann die Korrekturdaten an spezielle Satellitenempfänger in den Fahrzeugen geliefert. Der Clou: Softbank behauptet, dass es die einst hohen Kosten der Empfänger auf ein kommerzielles Niveau geschrumpft hat.

Die Kooperationspartner für die Tests zeigen dabei an, an welche Märkte Softbank als erstes denkt. Es handelt sich um den japanischen Landmaschinenhersteller Yanmar, den Baukonzern Kajima und Softbanks hauseigene Roboterautoentwicklung SB Drive. Die Technik liefert ein weiteres Softbank-Unternehmen namens Ales.

Ein weiterer Aspekt ist die Vorbereitung auf einen neuen vermeintlichen Boommarkt. Softbank sagt es nicht, aber de facto bereitet das Telekommunikationsunternehmen, das dem Technikinvestor Softbank gehört, den kommerziellen Start seines neuen superschnellen 5G-Mobilnetzes im kommenden Jahr vor. Zwar funktioniert die Technik auch über die bisherigen Netze. Aber die Verzögerungen sind manchmal noch recht groß.

Mit der neuen Netzgeneration soll der Datentransfer nur noch Millisekunden benötigen. Dann kann – und muss – Softbank hoffen, dass der Dienst ein Kassenschlager wird. Denn eines eint die Telekom-Konzerne beim Start der 5G-Ära weltweit: Sie investieren in den Ausbau der Netze, wissen aber noch nicht genau, welche Dienste ihnen schon bald Gewinne einbringen werden.

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